Hamburg. Die Golf Lounge feiert zehnjähriges Bestehen. Für Geschäftsführer Peter Merck kein Grund, sich zurückzulehnen

Seit Monaten läuft die intensive Vorbereitung auf das kommende Wochenende. Hamburgs Golfer, Golfinteressierte und Nicht-Golfer sind zur Geburtstagsfeier nach Rothenburgs­ort eingeladen. Zehn Jahre betreibt Peter Merck, 48, nun schon die Golf Lounge. Höchste Zeit also für ein Gespräch über die Zukunft des Sports mit dem kleinen weißen Ball.

Hamburger Abendblatt: Herr Merck, wie dick sind die Bretter, die Sie beim Thema Golf noch bohren müssen?

Peter Merck: Wenn wir es schaffen, dass im „Tatort“ der Böse nicht mehr der Golfer mit der karierten Hose ist, sondern eine Rolle mit einem hippen Sportler besetzt ist, das wäre schon was!

Warum kleben viele negative Klischees noch immer so am Golfsport?

Merck: Wir müssen uns leider auch an die eigene Nase fassen. Viele Anlagen präsentieren sich noch immer als Closed Shop, als geschlossene Gesellschaft. Überwiegend ist jeder Manager eines Clubs begeistert über neue Mitglieder. Aber es gibt immer noch viele Menschen, die sagen: Nein, wir wollen in unserer Community bleiben. Warum einen roten Teppich ausrollen?

Was ist für Sie der richtige Weg?

Merck: Ich bin ein Fan von Transparenz, jeder sollte seine Ausrichtung klar kommunizieren. Darüber hinaus gilt es, auf das veränderte Freizeitverhalten gerade im urbanen Leben zu reagieren. Denken Sie an die vielen Singlehaushalte, die kürzere berufliche Verweildauer in einer Stadt. Wenn wir mehr Menschen für diesen Sport gewinnen wollen, müssen wir Zugangsbarrieren aufbrechen und Angebote vervielfältigen, ohne jedoch Kompromisse bei der Qualität einzugehen. Golf ist ein hochwertiger Sport. Aber Sie können beispielsweise kleinere, familientaugliche Plätze bauen oder maßgeschneiderte Tarife anbieten, für Frühaufsteher oder Spätstarter, Sie können mit Zehnerkarten werben wie im Fitnessstudio. Da hat sich der Markt auch schon extrem bewegt.

Auch als Sie mit Ihrer Golf Lounge anfingen, überwogen die Zweifel.

Merck: Wir mussten es schaffen, den Menschen in der Metropolregion zu vermitteln, dass wir eine Location sind mit der Reihenfolge Freizeit, Event und Sport. Entscheidend ist die Willkommenskultur, die diese drei Punkte verbindet. 2014 hatten wir 400 Events mit 16.000 Teilnehmern. Dazu gehören Geburtstagsfeiern mit Kindern und Blechkuchen auf der Terrasse oder die Party in der Almhütte. Wir sind heute eine Location mit angehängtem Golf.

Wie lange können Sie hier bleiben?

Merck: Wenn es nach uns geht, sehr lange. Dass Hamburg eine wachsende Region ist, wissen wir allerdings auch. Wenn die Stadtentwicklung bei der Suche nach Wohnraum Richtung Osten geht, ist das sinnvoll. Bisher laufen unsere Verträge nicht weit über 2020 hinaus. Unser Wunsch ist Planungssicherheit. Die Verhandlungen über einen Standort für die Zukunft sind angelaufen. Derzeit ist alles offen, deshalb sind wir über jeden Privatinvestor oder Entwickler mit Ideen dankbar.

Flächen in zentraler Lage sind knapp.

Merck: Ich würde es umdrehen wollen: Wie wichtig ist es uns, in einer urbanen Umgebung Sport- und Freizeitmöglichkeiten zu etablieren, die über die klassischen Angebote Fußball, Tennis und Park oder Naherholungsgebiet hinausgehen? Golf Lounge City bleibt unser Kernprodukt. Aber wir arbeiten auch an Golf Lounge Country, einem Kurzplatzkonzept mit Bahnen, die verschiedene Mottos haben, So etwas könnte auch in Verbindung mit bestehenden Golfclubs realisiert werden. Ich bin ganz sicher: Es wird immer wichtiger sein für traditionelle Clubs, die Punkte Freizeit und Event in ihr Portfolio zu integrieren.

Wie groß schätzen Sie das Potenzial an Golfern rund um Hamburg überhaupt ein? Die Zahlen stagnierten zuletzt.

Merck: Bei 30.000 registrierten Golfern sehe ich gewaltige Wachstumsmöglichkeiten. Locker 100.000 Menschen könnten diesem Sport nachgehen, und damit meine ich nicht nur die Mitgliedschaft, sondern Neugierige, die nur ein paarmal im Sommer abschlagen wollen.

Fehlt ein präsenter Topstar als wirksames Werbemittel? Martin Kaymer gehört zwar zum Kreis der Weltklassespieler, ist aber kein Boris Becker.

Merck: Ein Superstar hilft, löst aber nicht das Problem. Wenn ich an die Wurzel gehen will, brauche ich zeitgemäße Angebote. Wenn Sie Becker nennen: Auch ich kann mich noch daran erinnern, als in rasanter Geschwindigkeit viele neue, schnell überfüllte Anlagen entstanden, die nach dem Abflauen des Booms wieder pleite gingen. Nachhaltiges und solides Wachstum muss aus sich heraus kommen. Die Golfer sollten mehr auf die Menschen zugehen.

Sie spielen auf das Motto des Jubiläumswochenendes an: Bring a friend.

Merck: Mir ist es am Ende egal, wo die Menschen Golf spielen, aber ich möchte ein breites Angebot schaffen: Schaut euch an, was die Golffamilie alles bietet. Ich bin sehr froh, dass mehr als 20 Clubs aus der Region dabei sind. Das mag für Sie utopisch klingen, aber 1000 neue Golfer an diesen zwei Tagen gewinnen zu können, das ist unser erklärtes Ziel. Wenn alle mitmachen, werden wir viele Menschen für Golf begeistern.

Der Erlös der Veranstaltung geht an das Team Hamburg. Wie kam es dazu?

Merck: Ja, es ist schön, dass Golf 2016 erstmals wieder olympisch wird, und wir möchten uns gerne in diese Gemeinschaft eingliedern. Jeder Sportler muss doch für Olympia in Hamburg sein. Ich sehe das als riesige Chance, auch wenn viele Punkte geklärt werden müssen. Packen wir es gemeinsam an!

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