Wolfsburg. Der Trainer des VfL Wolfsburg hatte nach dem Sieg gegen Hertha keine wohlwollenden Worte für seinen Torschützen Bas Dost übrig.

Wenn man keine Probleme hat, dann macht man sich welche. Erst die unbefriedigende Zuschauerzahl in der Champions League gegen Moskau und dann zofft es zwischen Trainer Dieter Hecking und Stürmer Bas Dost gewaltig.

Mit deutlichen Worten zählte der Trainer des VfL Wolfsburg seinen Torjäger Bas Dost nach dem glücklichen 2:0 (0:0) am Sonnabend gegen Hertha BSC trotz dessen Doppelpacks an. „Egoismus pur“ warf Hecking dem Niederländer in den Tagen nach dem 1:0 am Dienstag gegen ZSKA Moskau in der Champions League vor und begründete damit dessen Verbannung zunächst auf die Bank.

Offensichtlich hatte Dost seinen Ärger über seine Auswechslung gegen Moskau allzu offensichtlich im Training gezeigt. „Da kann er jetzt mal etwas drüber nachdenken. Wenn er meint, dass das richtig war, dann ist er hier in Wolfsburg falsch“, polterte Hecking.

„Wenn ich 15 Minuten bekomme, gebe ich Gas“

Harte Worte für einen, der dem Vizemeister drei Tage vor dem Bundesliga-Topspiel bei Bayern München einen glücklichen Sieg gerettet hatte. Zwanzig Minuten vor dem Ende eines schwierigen Geduldsspiel gegen couragierte Berliner durfte Dost diesmal erst für Nicklas Bendtner ran. Nur vier Minuten nach seiner Einwechslung (75.) und kurz vor dem Ende per Foulelfmeter (88.) brachte Dost mit seinen Saisontoren drei und vier den Sieg. „Wenn ich 15 Minuten bekomme, gebe ich Gas“, meinte Matchwinner Dost selbst.

Bitter für die Berliner war nicht nur die unnötige Niederlage, sondern auch die Verletzungen von Stammkeeper Thomas Kraft und Innenverteidiger Sebastian Langkamp, die beide vorzeitig raus mussten. „Diese Spieler müssen wir normalerweise nie auswechseln. Wenn doch, muss es schon was ernstes sein“, meinte Hertha-Coach Pal Dardai, der allerdings noch keine genaue Diagnose geben konnte. Lichtblick aus Sicht der Gäste war das Comeback des früheren Wolfsburgers Tolga Cigerci nach sechs Monaten verletzungsbedingter Pause.

Ausverkauftes Stadion

Für den VfL erfreulich neben dem Sieg war die Kulisse: Vier Tage nach dem Wolfsburger Minusrekord in der Champions League beim 1:0 gegen ZSKA Moskau vor nur 20.000 Zuschauern war das Stadion diesmal mit 30.000 Zuschauern ausverkauft. „Bei uns ist es am Wochenende eigentlich immer ausverkauft, wenn der Gegner mitmacht“, meinte VfL-Manager Klaus Allofs, der die Kulisse gegen Moskau noch kritisiert hatte.

Gegen Hertha tat sich Wolfsburg lange Zeit deutlich schwerer als noch gegen ZSKA. Erneut blieb Hecking bei dem in der Champions League erstmals praktizierten 4-1-4-1-System, rotierte aber dreimal: Marcel Schäfer, Josuha Guilavogui an seinem 25. Geburtstag und Bendtner ersetzten Ricardo Rodriguez, Luiz Gustavo und Dost.

Auch nach einer enttäuschenden ersten Hälfte beließ es der VfL-Coach zunächst bei dem offensiveren System. Die Tore fielen hingegen erst nach der Einwechselung von Maximilian Arnold und der Rückkehr zum sonst praktizierten 4-2-3-1-System. Bis dahin hatten die kompakten Berliner mit ihrem stabilen Defensivsystem und Cigerci in der Startelf die Wolfsburger Angreifer vor große Probleme gestellt.

Pech für Hertha

Der 23 Jahre alte Mittelfeldspieler spielte beim VfL, mit dem er 2011 A-Jugend-Meister geworden war, erstmals seit dem 14. März wieder in der Bundesliga und sorgte für Ordnung im Mittelfeld. Für den spielbestimmenden, aber uninspirierten VfL gab es kaum Platz auf dem Feld. Wenn sich den Wolfsburger doch einmal Räume boten, schenkten sie potenzielle Möglichkeiten leichtfertig her.

Auch nach der Pause, in der Kraft nach einem Zusammenprall mit Naldo in der Kabine bleiben musste, tat sich Wolfsburg schwer. Die beste Möglichkeit vergab Julian Draxler per Kopf gegen den stark reagierenden Kraft-Vertreter Rune Jarstein (65.). Danach wechselte Hecking mit Arnold und Dost den Sieg ein.