Als Andy Möller im April 1995 durch den Strafraum segelte, da war die „Mutter aller Schwalben“ geboren. Schiedsrichter Günther Habermann pfiff trotzdem. Jeder andere hatte gesehen, dass nichts war. Heute würde möglicherweise ein TV-„Experte“ sogar eine „Berührung“ von Gegenspieler Dirk Schuster erkennen, eine Absicht, einen bösen Blick, irgendwas: „Kann man pfeifen“, würde er dann sagen.

Die „Berührung“ ist die andauernde Rechtfertigung fürs Darniedersinken wie für die Strafstöße. Aufgelöst in Superzeitlupe. Auch die durchtrainiertesten Athleten fallen schon beim leichtesten Kontakt im Sechzehner hin. Weil es sich lohnt.

Douglas Costa von den Bayern wurde am Sonnabend für sein Stürmerfoul an Augsburgs Markus Feulner mit Elfmeter belohnt. Was hat Hamburgs Emir Spahic in Köln getan? Wurde St. Paulis Lennart Thy gegen Duisburg wirklich elfmeterreif gefoult?

Auf „Strafraumvergehen“ sollen die Unparteiischen nach Anweisung des zuständigen Ausschusses in dieser Saison besonders achten. Jetzt, so scheint es, sehen sie einige Dinge, die es gar nicht gibt. Sie wollen nichts falsch machen und irren deshalb oft gewaltig. Auch weil die Erben Möllers inzwischen jede Chance nutzen, einen Elfer zu schinden. Unsicherheit greift um sich.

So kommt es immer öfter zu falscher Wahrnehmung und zu Schwalben, die Spiele entscheiden und für Frust sorgen. Und also möchte man im Sinne Cato des Älteren ausrufen: „Im Übrigen bin ich der Meinung: Der Videobeweis muss eingeführt werden.“