Victoria siegt 3:1 bei Cordi, bei Türkiye melden sich zwölf Trainer, vorbildliche Rückgaben in Dassendorf, Malcharczik kontert Stuhlmacher.

Lebloses Türkiye. Eine erschreckende Leistung zeigte die Mannschaft des Oberligaaufsteigers FC Türkiye beim 1:4 gegen Halstenbek. Konditionell nicht auf der Höhe schleppten sich mehrere Akteure über den Platz. „Das war unterirdisch, einige Jungs habe ich nicht wiedererkannt. Wir sind geistig, mental und fitnessmäßig nicht auf der Höhe“, sagte Türkiyes Präsident Dogan Inam, der das Team nach der Entlassung des erst vor der Saison installierten Iraners Reza Khosravinejad coachte. Khosravinejad habe aber „gute Arbeit geleistet, nur leider die Mannschaft nicht erreicht“, so Inam.
Der Posten des Nachfolgers ist offenbar heiß begehrt. „Einen Trainer haben wir angesprochen, zwölf haben sich von sich aus gemeldet, mit vier Kandidaten verhandeln wir“, erklärte Inam und beantwortete die Frage, ob sich unter den Zuschauern Kandidaten befunden hätten, verschmitzt lächelnd: „Bestimmt!“ Auf der Anlage gesichtet: Trainerlegende Peter Martens und Süderelbes Ex-Coach Thorsten Cornehl.


Freundlich & fair. Zwei Anwärter für den Fairplay-Preis kristallisierten sich bei der Oberligapartie TuS Dassendorf gegen den SC Condor (2:0) heraus. Drei Minuten vor der Pause spielte der Dassendorfer Sven Möller Condors Keeper Sascha Kleinschmidt einen schnell ausgeführten Eckball sanft in die Arme. Möllers Mitspieler waren noch gar nicht im Strafraum, da auch sie die Eckball-Entscheidung für einen Fehler des Assistenten hielten. Acht Minuten vor dem Abpfiff erhielt Condor Gelegenheit, sich zu revanchieren. Schiedsrichter Tim Wöllmer (Süderelbe) verfügte einen Schiedsrichter-Ball – fünf Meter vor dem Gehäuse der Dassendorfer! Condors robuster Innenverteidiger Max Anders stand Möllers Sanftheit in nichts nach und bugsierte das Spielgerät sachte zu Dassendorfs Torwart Christian Gruhne. „Ich hätte aufs Tor geschossen“, kommentierte Dassendorfs Trainer Jan Schönteich augenzwinkernd die Szene.

Nichts Zählbares geholt. Punktlos blieben die Hamburger Teams in der Regionalliga Nord. Beim FC St. Pauli II folgten viele Fans dem Aufruf von Ex-Kapitän Fabian Boll (hatte auf Facebook dazu aufgerufen, statt zum Spiel zu gehen friedlich gegen Neonazis zu demonstrieren). 138 Fans kamen trotzdem und sahen ein 0:3 gegen Wolfsburg II. Norderstedt unterlag in Meppen 0:1. Einen Pflichtsieg gegen den Tabellensiebzehnten aus Hildesheim verpasste der HSV II (nun 13.) beim 1:2 auf eigenem Platz. Kommentar von HSV II-Trainer Joe Zinnbauer: „Wir kriegen es nicht gebacken, den Ball über die Torlinie zu schießen und kassieren dumme Gegentreffer. Wir haben junge Spieler. Ihnen kann man verzeihen, aber als Trainer nervt es dich.“

Einfach ein gutes Spiel. Gewohnt heißblütig feuerte Diamantis Cholevas seine Mannschaft immer wieder an. Concordias Trainer hatte die Hoffnung noch nicht aufgegeben, nachdem Maurizio D’urso gegen den SC Victoria spät auf 1:3 verkürzt hatte. Doch alle Motivation half nichts. In Unterzahl hatte Cordi nach dem Platzverweis für Oliver Doege (55., Foul/Handspiel) keine Chance gegen clever aufspielende Victorianer. „Nach dem 3:0 sah das etwas träge aus, keine Frage“, gab Torschütze und -vorbereiter Marcel Rodrigues zu. Aber beide Trainer waren sich einig: „Es war ein gutes Oberligaspiel!“ Vicky-Coach Lutz Göttling konnte zum ersten Mal auf den südkoreanischen Neuzugang Kangmin Choi zurückgreifen, Bruder des St. Pauli-Profis Kyoung-Rok Choi, – und wurde belohnt. Choi bereitete ein Tor vor und hatte gar die Chance zum 2:0 – der er hinterhertrauerte. „Den hätte ich machen müssen“, gab der 22-Jährige später auf Englisch zu.

Malcharczik stellt sich. Selbstaufgabe betrieb der Meiendorfer SV in der zweiten Halbzeit der Partie gegen Rugenbergen (0:2). Eines Oberligisten unwürdig stolperte der MSV über den Rasen. Nur Rechtsverteidiger Lennart Bahn und Torwart Tobias Sävke stemmten sich sichtbar gegen die Niederlage, die Rugenbergens Pascal Haase mit zwei Treffern (72., 80.) perfekt machte. „Das ist Arbeitsverweigerung“, sagte Bahn noch auf dem Platz und ging seine Mitspieler frontal an: „Ihr versteckt euch im Zentrum alle nur“, rief Bahn – und sagte hinterher, man könne „wenigstens zum Ball gehen, egal wie scheiße man angespielt wird“.
Vor der Begegnung stellte sich Präsident Jens Malcharczik den Journalisten und rechtfertigte die Entlassung Matthias Stuhlmachers nach dessen Wutrede (Abendblatt berichtete). „Matthias war der Posten des Sportlichen Leiters nie zugesagt worden. Die Spieler haben auch nicht elf Monate auf ihr Geld gewartet. Einige haben ihre Kilometerabrechnung zu spät eingereicht. Aktuell gibt es keine Rückstände“, machte sich Malcharczik Luft. Der Vorstand hatte in einer Presseerklärung von „Diffamierungen“ durch Stuhlmacher gesprochen. Ob Interimstrainer Oliver Kral dauerhaft bleibe, sei offen, so Malacharczik. Kral: „Ich warte ab, was der Verein will.“