Hamburg.

„Ein bisschen Wut“, findet Michael Biegler, dürften seine HSV-Handballer schon noch verspüren, wenn sie am Sonnabendmittag in den Bus zum Spiel beim VfL Gummersbach anderntags (15 Uhr) steigen. Wut auf die Schiedsrichter Robert Schulze und Tobias Tönnies, die am Mittwoch bei der 21:22-Heimniederlage gegen die SG Flensburg-Handewitt einen Punktgewinn verhindert hätten. Sie hatten gegen den HSV zehn Siebenmeter verhängt, gegen den deutschen Pokalsieger Flensburg jedoch nur sechs.

„Dieses Verhältnis ist einfach nicht ausgeglichen, damit tue ich mich schon schwer“, sagte Trainer Biegler: „Meine Mannschaft hat mehr verdient als nichts. Sie hat in der ersten Halbzeit ganze neun Tore zugelassen, in der zweiten real nur zehn. Da kann ich nur sagen: Holla die Waldfee! Mich ärgert, dass wir dafür nicht belohnt wurden.“

Tatsächlich gab es an der Abwehrarbeit – und hier darf man wirklich von Arbeit sprechen – wenig auszusetzen. Das Flensburger Gegenstoßspiel fand nicht statt, weil es der HSV verstand, sich ebenso schnell wie koordiniert an den eigenen Kreis zurückzuziehen. Dort angekommen, wurde leichtfüßig jede Lücke zugestellt, noch bevor sie sich zum Wurf angeboten hätte.

Viel anderes, als mit Gewalt in Eins-gegen-eins-Situationen zu gehen, fiel den Flensburgern dann auch nicht ein. „Wir haben richtig scheiße gespielt“, gestand ihr Trainer Ljubomir Vranjes. Biegler durfte das als Kompliment auffassen für die Arbeit, die er seit Juli mit seiner erneuerten Mannschaft leistet, und tat das auch: „Wir haben in der Vorbereitung offenbar nicht viel falsch gemacht. Die Mannschaft glaubt an Matchplan und System.“ Geschäftsführer Christian Fitzek sieht sogar „eine große Mannschaft heranwachsen, die eine glänzende Zukunft auch schon in dieser Saison hat“.

Einiges bleibt allerdings noch aufzuarbeiten, vor allem in der Offensive. Da wurden Bälle unvermittelt an den Kreis gepasst, Konterchancen verschleppt, in Überzahl statt des freien Mitspielers der Zweikampf gesucht. Und aus dem Hamburger Rückraum fand einzig Adrian Pfahl immer wieder einen direkten Weg zum Tor, sechsmal mit Erfolg. Für Welthandballer und Sport1-Experte Daniel Stephan war der Grund für die Niederlage nicht etwa bei falschen Schiedsrichterentscheidungen zu suchen: „Der HSV hat in einigen Situationen nicht clever agiert und in der zweiten Halbzeit komplett die spielerische Linie verloren.“