Timmendorfer Strand. Die Beachvolleyball-Szene ist ein Jahr vor dem Olympia-Spektakel in Rio in Aufregung. Ein Verprellter steht besonders im Blickpunkt.

Deutschlands beste Sandwühler kämpfen an der Kultstätte Timmendorfer Strand um ihren guten Ruf. Ein Nationalteam im Unfrieden getrennt, die Titelverteidigerin verletzt, der Traditions-Termin in den Frühherbst verschoben - die Meisterschaft an der Ostsee soll zumindest ein wenig die Wogen glätten.

„Für jeden Fan ist Timmendorfer Strand das deutsche Beachvolleyball-Mekka“, sagte Katrin Holtwick. Zum 23. Mal werden die nationalen Titelkämpfe in dem kleinen Ort in Ost-Holstein ausgetragen. Die WM-Vierte will mit ihrer Berliner Partnerin Ilka Semmler den dritten Titel nach 2009 und 2012.

Zum Auftakt des nationalen Championats am Donnerstag diskutierte die Szene weiter über die Unruhe ein Jahr vor Olympia in Rio de Janeiro, wo an der Copacabana eines der größten Spektakel der noch jungen Sportart steigen soll. „Das ist sicher nicht ideal im vorolympischen Sommer“, sagte Holtwick.

„Wir müssen an uns denken“

Auch dass sich die Nationalteams in diesem Jahr im eigenen Land rargemacht haben, „geht natürlich zulasten der deutschen Tour“, räumte die 31 Jahre alte Holtwick ein: „Aber in dem Falle müssen wir an uns denken.“ Denn nur auf der Welttour können die Top-Duos die nötigen Punkte in der Olympia-Qualifikation sammeln.

Dabei liegen die deutschen Frauen mit den Europameisterinnen Laura Ludwig und Kira Walkenhorst an der Spitze bestens auf Olympia-Kurs und lassen für Brasilien sogar auf Edelmetall hoffen. Mit den Hamburgerinnen (5.), den Aufsteigern Chantal Labourer und Julia Sude (Stuttgart/Friedrichshafen/9.), Holtwick/Semmler (10.) sowie Karla Borger und Britta Büthe (Stuttgart/12.) rangieren gleich vier deutsche Duos derzeit unter den ersten 15 der Olympia-Ausscheidung, was am 13. Juni 2016 die Qualifikations-Voraussetzung ist. Allerdings dürfen pro Land nur zwei Teams starten. Titelverteidigerin Borger fehlt an der Ostsee nach einer Bandscheiben-Operation.

Windscheif und Walkenhorst mit neuen Partnern

Bei den Männern liegen drei Jahre nach dem spektakulären Olympiasieg von Julius Brink und Jonas Reckermann in London die Nerven ziemlich blank. „Ich werde um die Renditejahre betrogen“, schimpfte Alexander Walkenhorst nach der unfreiwilligen Trennung von Partner Stephan Windscheif. Ohne Rücksicht auf die laufende Olympia-Qualifikation hatten unterschiedliche Ansichten um Professionalität und Charakterzüge zum K.o. der deutschen Nummer zwei geführt.

In Timmendorfer Strand geht Windscheif mit seinem neuen Partner Sebastian Fuchs sowie dem alten Trainer Andreas Künkler auf Titeljagd. Walkenhorst rückt durch einen Verletzungsausfall von Björn Andrae an die Seite von Routinier Marcus Popp. „Wir wollen das eine oder andere Team ärgern“, sagte Walkenhorst, obwohl er am Donnerstag erstmals mit Popp trainierte. „Je länger wir im Turnier sind, umso gefährlicher sind wir.“ Den Frust über seine verpasste Rio-Chance will der 27 Jahre alte Block-Spezialist Walkenhorst in positive Bahnen lenken: „Es wird nicht so sein, dass man den Handschlag verweigert.“

Die Titelverteidiger Erdmann/Matysik rechnen jedenfalls mit harter Konkurrenz, zu der auch Markus Böckermann und Lars Flüggen gehören. Die Hamburger hatten sich zuletzt beim Open-Turnier in Rio, sozusagen der Olympia-Generalprobe, überraschend Platz zwei erkämpft. „Daher müssen wir absolute Bestleistung bringen, um uns auch gegen die starke nationale Konkurrenz durchzusetzen“, betonte Matysik, der mit Erdmann in der Olympia-Qualifikation derzeit auf Rang 14 liegt.