Berlin. Die deutschen Basketballer verlieren bei der Europameisterschaft mit 82:89 nach Verlängerung gegen Italien. Gegen Spanien muss heute ein Sieg her. Schröder kritisiert Fleming

Auf der Tribüne der Mercedes-Benz-Arena schwenkten Fans von sehr weit weg ein Plakat, um den Spieler zu würdigen, dessentwegen sie angereist waren. „Dirk, wir alle sind aus Israel gekommen, nur um dich zu sehen“, stand darauf. Zu Beginn des dritten Viertels im Spiel der Basketball-EM zwischen Deutschland und Italien war das, und Dirk Nowitzki winkte freundlich hinüber.

Da stand es auch noch gut für ihn und sein Team, aber am Ende kassierten die Deutschen in einer dramatischen Partie mit Verlängerung eine 82:89 (76:76, 42:42)-Niederlage gegen Italien, bereits die dritte im vierten Spiel der Vorrunde. Trotzdem besteht noch die Chance, das Achtelfinale am Sonnabend in Lille/Frankreich zu erreichen. Dafür müsste das Team von Bundestrainer Chris Fleming allerdings am Donnerstag (17.45 Uhr, ARD) den Favoriten Spanien schlagen. „Wir müssen das Spiel gewinnen. Das ist das Einzige, was zählt“, sagte Dennis Schröder. Der 21-Jährige von den Atlanta Hawks war mit 29 Punkten und sieben Assists erneut in zwei Kategorien bester Mann auf dem Feld. Sechs Ballverluste sind dagegen zu viele für einen erstklassigen Spielmacher.

Über weite Strecken bot das junge Team des Gastgebers gegen Italien mit seinen drei NBA-Profis Danilo Gallinari (25 Punkte), Marco Bellinelli (17) und Andrea Bargnani (17) eine sehr starke Vorstellung. „Die Jungs verdienen Anerkennung“, so Fleming, „die Italiener waren nur etwas glücklicher heute.“ Zu Beginn des Spiels vor erneut großartiger Kulisse und 13.050 Zuschauern lagen die Südeuropäer einmal kurz vorn. Danach führte stets die deutsche Mannschaft. Angetrieben von Schröder, der nicht nur allein zum Korb zog, sondern auch seine Mitspieler einbeziehen wollte. Auch Nowitzki, der allerdings einmal mehr nicht seinen Wurfrhythmus fand. Nur bei vier von 13 Versuchen (mit Freiwürfen 14 Punkte) traf der 37-jährige Star der Dallas Mavericks. Etwas weniger wäre hier sicher mehr gewesen.

Dafür trafen andere. Mal Paul Zipser, mal Tibor Pleiß oder Heiko Schaffartzik. Es sah gut aus, was die Deutschen boten und wie sie ihre Führung in jedem Viertel auf acht Punkte oder mehr ausbauten. Nur Distanzwürfe hielten den Kontrahenten im Spiel, schon am Abend zuvor hatten sie damit Spanien mit einem 105:98 überrascht. Die Hoffnung, dass sie vielleicht von diesem emotionalen Sieg etwas ermüdet sein könnten, erfüllte sich nicht.

Im dritten Viertel erhöhte Nowitzki beim 55:45 zur ersten und einzigen Zehnpunkteführung. Doch Italien kam viel zu schnell wieder heran. Nach 33 Minuten glich Alessandro Gentile zum 63:63 aus, als Bellinelli innerhalb von 20 Sekunden zwei Dreier verwandelte, hieß es 69:68 für Italien. Die Halle wurde immer lauter, an Unterstützung für Nowitzki und seine Mitstreiter mangelte es nicht. Aber gerade er musste auch bittere Momente überstehen, wie beim Block durch Bargnani. Nowitzki ist nicht mehr der Matchwinner vergangener Jahre. Aber wie er sich trotz seines Alters für die Mannschaft quält, ist bewundernswert. Zehn Rebounds eroberte kein anderer Spieler auf dem Feld. Das ist Wille pur. „In so einem knappen Spiel wie diesem“, sagt er, „hat uns ein bisschen die Erfahrung gefehlt. Aber ich bin stolz auf die Mannschaft.“

In der Verlängerung schließlich lief zu viel über Nowitzki und Schröder. Der Team-Senior verwarf zweimal, der Junior vertändelte ebenso oft den Ball – und kritisierte Teamchef Fleming nach der Partie scharf. Grund dafür war die Anweisung des US-Amerikaners an die deutschen Spieler, in der Schlussphase beim Stand von 75:72 zu foulen. „Wir hätten nicht foulen sollen, als wir mit drei vorne waren. Ich habe das nicht verstanden. Das finde ich nicht smart“, sagte NBA-Profi Schröder. Fleming reagierte prompt: „Dennis kennt die Italiener vielleicht nicht so gut wie ich. Ich glaube, die Taktik ist nicht verkehrt.“