Glasgow . Mit seinen zwei Treffern zum 3:2-Sieg in Schottland stellte der Stürmer erneut seine Klasse unter Beweis

Es war schon ziemlich spät am Montag im Hampden Park, als Thomas Müller auch den letzten Hindernisparkour des Abends routiniert bewältigt hatte. Die Organisatoren der Uefa hatten sich eine, sagen wir mal, sehr kreative Mixedzone für die Interviews nach dem 3:2 der Deutschen im EM-Qualifikationsspiel gegen Schottland ausgedacht. Müller musste von der Kabine zunächst nach rechts abbiegen, hinter einer dieser elenden Werbebanden verschwinden, ehe er nach einem Labyrinth aus weiteren Werbebanden schließlich am anderen Ende des Tunnels wieder auftauchte und sich auf den Weg nach links Richtung Mannschaftsbus machte. „Es ist immer ein bisschen ein Geduldspiel“, sagte Müller, als ihm das erste Mikrofon entgegengestreckt wurde. „Man muss geduldig bleiben, aber zielstrebig.“

Manchester United bot mehr als 100 Millionen Euro für den Bayern-Star

Gemeint waren natürlich die vorangegangenen 90 Minuten, nicht der mediale Hindernislauf nach dem Abpfiff. Die Partie, daran gab es im Anschluss kaum einen Zweifel, war wieder mal so ein typisches Thomas-Müller-Spiel. „Ich fand’s eigentlich ganz gut. Dass es 3:2 ausgeht, ist diesen teilweise komischen Situationen geschuldet“, sagte der Bayer im Bauch des Hampden Park und meinte damit die beiden Gegentore. Doch komisch, lustig oder gar kurios waren eigentlich nur seine beiden Treffer. Beim ersten Tor stolperte der unkonventionelle Stürmer, stupste den Ball dann aber doch mit letzter Kraft einem schottischen Verteidiger ans Bein, von wo aus der abgefälschte Ball ins Tor trudelte. „Thomas ist vor dem Tor eiskalt“, lobte Mario Götze. „Manchmal mit Glück, manchmal ohne.“ Das zweite Tor war dann weniger Glück, aber ganz viel Können. „Das hat der Thomas richtig gut gemacht“, lobte Bundestrainer Joachim Löw. „In dem Moment, als Emre Can nach außen spielte, hatte er sich schon auf den Weg in die Mitte gemacht, um auf den Abstauber zu lauern. Das hat er im Blut. Er riecht, wohin der Ball kommt. Das ist Gold wert für uns.“

Dass Müller sehr viel mehr als nur ein bisschen Gold oder auch Geld wert ist, hat sich längst in ganz Europa herumgesprochen. So soll Manchester United fast schon unmoralische Summen jenseits der 100-Millionen-Euro-Grenze geboten haben, um diesen „unheimlichen Herrn Müller“ („Der Spiegel“) auf die Geldinsel zu locken. Doch Müller und vor allem die Bayern blieben standhaft – und wurden belohnt.

In der Bundesliga hat der Umworbene in den ersten drei Spielen fünf Tore erzielt, bei der Nationalmannschaft war der „Alles Müller, oder was“-Fußballer seit dem Eröffnungsspiel der WM 2014 in 16 Länderspielen an 17 Toren beteiligt. „Joah. Das nehme ich so zur Kenntnis“, müllerte der Münchner also in Glasgow. „Man versucht, diesen Lauf mitzunehmen, egal ob hier beim DFB oder bei den Bayern. Manchmal läuft’s besser, manchmal schlechter“, sagte Müller und grinste. „Aber zur Zeit läuft’s besser.“

Läuft es weiter so gut, dann ist auch Miroslav Kloses Torrekord eher früher als später in Gefahr. 71 Länderspieltore hat Klose in seiner Karriere erzielt, Müller hat erst 30. Doch der gebürtige Bayer ist auch erst 25 Jahre alt. Zum Vergleich: Im gleichen Alter hatte Klose gerade mal 15 Tore erzielt. Ein halber Müller also, sozusagen.

„Thomas ist einfach etwas Besonderes“, sagte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach, als Müller bereits längst im Mannschaftsbus saß. Widersprechen wollte da niemand.

Die deutschen U21-Junioren sind erfolgreich in die EM-Qualifikation gestartet. Die Mannschaft von Trainer Horst Hrubesch gewann am Dienstag das erste Gruppenspiel in Baku gegen Aserbaidschan mit 3:0. Vor 250 Zuschauern im Dalga Stadium erzielten Davie Selke (33./90.+3) und Joshua Kimmich (88./Foulelfmeter) die Treffer für die deutsche Elf, die durch Selke und Max Meyer (41./69.) noch zwei Strafstöße vergab.