Berlin. Bei der EM kassieren die deutschen Basketballer gegen Topfavorit Serbien nach großem Kampf eine 66:68-Niederlage

Manchmal passiert es im Sport, dass man nach einem Sieg eher etwas ratlos ist. Und nur wenig später ist eine Niederlage dazu geeignet, größere Zuversicht zu verleihen. Der deutschen Basketballmannschaft ist es am ersten Wochenende der Europameisterschaft so ergangen. Ihre Auftaktpartie der Gruppe B in der Berliner Mercedes-Benz-Arena hatten Dirk Nowitzki und seine Kollegen zwar mit 71:65 (41:26) gegen Island gewonnen, aber mehr als ein Pflichterfolg war das nicht gewesen. Tags darauf dagegen hatten sie den Turnierfavoriten Serbien am Rande einer Niederlage.

Der Vizeweltmeister gewann durch einen Wurf von Nemanja Bjelica erst 0,9 Sekunden vor Schluss 68:66 (39:38). „Wir haben mit dem Vizeweltmeister auf Augenhöhe gespielt, das sagt eigentlich alles“, fasste Heiko Schaffartzik zusammen, der den letzten, allerdings sehr schwierigen Wurf vergab.

„Eine knappe Niederlage tut immer besonders weh. Wir haben viel gegeben. Das ist ganz bitter, auf diese Art und Weise zu verlieren“, sagte Bundestrainer Chris Fleming, „ich denke trotzdem, wir waren gut heute.“ Das waren seine Spieler in der Tat, während die serbischen Stars nicht ihren besten Tag erwischt hatten und besonders bei den Distanzwürfen (30 Versuche, nur vier Treffer) kläglich versagten. Dafür kämpften sie um so mehr, die Bälle im Rebound gleich zurückzuerobern, und das gelang ihnen in der ersten Hälfte. 24 Rebounds Serbien, nur 14 Deutschland – „das hat uns den Sieg gekostet“, analysierte Schaffartzik.

Doch wer hatte den schon erwartet nach dem mühsamen Turnierstart gegen Island? Dazu die Verletzung von Robin Benzing, der umgeknickt war und zumindest am Sonntag nicht mithelfen konnte. Doch die vermeintliche Schwächung auf der Position des Power Forwards (Nowitzki: „Wir sind ziemlich dünn auf den großen Positionen“) war gegen Serbien überhaupt kein Thema. Denn das ist die Region, in der Dirk Nowitzki unterwegs ist.

Mit 37 Jahren zu alt? Von wegen! Der Star der Dallas Mavericks stand von den Deutschen am längsten auf dem Spielfeld, mehr als 30 Minuten, war mit 15 Punkten (neben Tibor Pleiß) bester Werfer und gleichzeitig bester Rebounder (10) auf dem Feld. „Am Schluss hat leider das Quäntchen Glück gefehlt“, sagte er, „wir haben gearbeitet und gekämpft und auch unsere Chancen gehabt. Jetzt sitzt die Enttäuschung tief. Es ist schade, hat aber echt Spaß gemacht mit dieser Mannschaft und diesem tollen Publikum.“

13.500 Zuschauer staunten, wie verwandelt das Team der Gastgeber auftrat. Das Zusammenspiel von Dennis Schröder von den Atlanta Hawks mit Nowitzki und Tibor Pleiß (Utah Jazz) klappte viel besser als gegen die Isländer. Immer wieder arbeiteten sich die Deutschen kleine Führungen heraus. Nowitzki traf aus der Distanz, er ackerte unter den Körben – fast wie zu seinen besten Zeiten. Serbien versuchte es mit verschiedenen Verteidigern, fand aber kein rechtes Mittel, ihn zu stoppen. Noch drei Minuten vor dem Ende lag Deutschland vorn (62:59), ehe die Serben aggressiver spielten und ihrerseits in Führung gingen. Doch als Schaffartzik per Dreier zum 66:66 ausglich, kochte die Arena. Bis Bjelica alle Hoffnungen zerstörte.

Die deutsche Mannschaft lieferte ihr bestes Spiel in diesem Sommer ab

Direkt nach dem Spiel sei die Stimmung in der Kabine entsprechend frustriert gewesen, berichtete Nowitzki: „Nach so einem Spiel ist keiner laut, wir hatten alle ein bisschen die Köpfe unten. Wir haben super gekämpft. Wir hatten am Schluss noch die Chance, das Ding rumzureißen, es sollte einfach nicht sein.“

Trotzdem – und obwohl Center Johannes Voigtmann beklagte: „Man kommt nicht oft in die Situation, so einen Gegner zu schlagen“ – beharrte auch Fleming: „Wir sind auf einem guten Weg, unsere Mannschaft ist gewachsen.“ Auch wenn die Stimmung gedrückt war ob der verpassten Chance: Die Deutschen haben ihr bisher bestes Spiel in diesem Sommer abgeliefert.

„Wenn wir jetzt so weitermachen, werden wir noch einige Spiele gewinnen“, gab sich Dennis Schröder optimistisch. Die nächste Chance dazu gibt es am Dienstag gegen die Türkei. Auch Nowitzki verließ die Halle mit dem Blick nach vorn: „Wir müssen die Köpfe nicht lange unten halten.“ Nicht die Niederlage, aber die Art und Weise, wie sie zustande kam, hat Hoffnung gemacht, dass sein Team diese schwere Vorrunde übersteht. Womöglich kann schon gegen die Türkei auch wieder Robin Benzing mitwirken: „Ich bin zuversichtlich.“