Als sich der HSV im August 2012 für vier Millionen Euro mit dem Wolfsburger EM-Star Petr Jiracek verstärkte, glaubte der damalige Sportchef Frank Arnesen, das Mittelfeldproblem gelöst zu haben. Drei Jahre später musste der HSV nun ein neues Mittelfeldproblem lösen: Wie wird man den nicht mehr gebrauchten Jiracek wieder los? Die Antwort steht nun fest. Erneut musste eine Abfindung her, um einen Vertrag aufzulösen. Nach Maximilian Beister und Lasse Sobiech muss der HSV zum dritten Mal einen Spieler beschenken, um ihn gehen zu lassen – eine in der Bundesliga wohl einmalige Statistik.

Was wie die Fehlleistung der aktuellen HSV-Verantwortlichen klingt, ist in Wahrheit das Ergebnis der planlosen Transferpolitik einer ständig wechselnden sportlichen Leitung in den vergangenen fünf Jahren. Sportchefs holten neue Spieler, die neue Trainer nicht mehr wollten. Neue Trainer holten Spieler, die neue Sportchefs nicht wollten. Gebetsmühlenartig wurde von Umbrüchen gesprochen, in der Praxis aber nicht umgesetzt.

Nun geht der HSV einen anderen Weg. Spieler wie Jiracek, die der eine Sportchef holte, der andere Trainer aber nicht wollte, werden gratis abgegeben. Damit gewinnt Sportchef Peter Knäbel zwar keinen Wirtschaftspreis, er spart aber hohe Gehälter und treibt einen Weg voran, den man zumindest dezent als Umbruch bezeichnen kann. Nun liegt es an Trainer Bruno Labbadia zu zeigen, dass die Personalauswahl, die auch seine ist, den HSV stabilisiert. Nur wenn dem Verein dieses Vorhaben gelingt, wird man wissen, ob der neue Weg auch der richtige Weg ist.