Peking. Mit einem starken Finish wird Usain Bolt Weltmeister vor Justin Gatlin über 100 Meter. Kugelstoßer David Storl gewinnt Silber.

Erst verdrückte Weltmeisterin Christina Schwanitz bei der Siegerehrung ein paar Freudentränen, dann verpasste David Storl mit Silber seinen Titel-Hattrick und einen historischen deutschen Kugelstoß-Triumph. Dafür bleibt Jamaikas Sprint-Superstar Usain Bolt der schnellste Mann der Welt. Der sechsmalige Olympiasieger behielt bei der Leichtathletik-WM in Peking im mit Spannung erwarteten Duell gegen den umstrittenen zweimaligen Dopingsünder Justin Gatlin (USA) die Oberhand und gewann seinen insgesamt neunten WM-Titel.

Zuvor hatten Schwanitz und Storl den deutschen Leichtathleten mit Gold und Silber ein fast perfektes Wochenende beschert. Auch wenn sich Storl nach der Niederlage gegen seinen US-Dauerrivalen Joe Kovacs zunächst eher ärgerte, als sich über Silber zu freuen. „Es war überhaupt nicht mein Wettkampf. Ich bin froh, dass ich noch Silber geholt habe“, sagte Storl: „Es war technisch nicht sauber, ich habe die Linie verloren. Ich wollte meinen Titel natürlich verteidigen und habe mir 22 Meter schon zugetraut. Es war aber schwierig umzusetzen“.

David Storl nach seinem Stoß
David Storl nach seinem Stoß © dpa | Diego Azubel

Einen Tag nachdem Schwanitz in einem Nervenkrimi mit 20,37 m ihren ersten WM-Titel gewonnen hatte, reichten dem 25 Jahre alten Leipziger 21,74 m im fünften Versuch nicht zur Wiederholung seiner Siege von 2011 in Daegu und 2013 in Moskau. Kovacs gewann mit 21,93, Bronze ging überraschend an den Jamaikaner O’Dayne Richards (21,69).

Ungetrübt war die Freude bei Schwanitz, die die 20,30 m ihrer chinesischen Rivalin Gong Lijiao im dritten Versuch nervenstark konterte. „Es war nicht so schön zurückzuliegen, aber es ist ein umso schöneres Ende“, sagte Schwanitz, „das war reine Psychologie. Ich wusste, das ist die halbe Miete, denn Lijiao ist nicht besonders nervenstark. Die war ja sowas von verkrampft.“ Bronze holte Michelle Carter aus den USA.

Nach einem Wackler im Halbfinale, als er aus dem Startblocks stolperte und fast stürzte, wies Bolt in der letzten Entscheidung des Sonntags alle Zweifler in die Schranken. Das im Vorfeld zum Kampf „Gut gegen Böse“ hochstilisierte Duell gegen „Bad Boy“ Gatlin um die 100-m-Krone hielt, was es versprach.

Der in diesem Jahr lange formschwache Bolt setzte sich bei Gegenwind in 9,79 Sekunden gegen den alles andere als reuigen Dopingsünder Gatlin (9,80) durch. Bronze gewannen zeitgleich Andre De Grasse aus Kanada und Trayvon Bromell aus den USA (9,92).

Hauchdünn der Vorsprung von Bolt
Hauchdünn der Vorsprung von Bolt © dpa | How Hwee Young

Mit der jamaikanischen Flagge um die Schultern zeigte der Superstar dann auch seinen berühmten „Bolt-Blitz“. Der deutsche Meister Julian Reus (Wattenscheid) war wie erwartet im Halbfinale ausgeschieden, hatte jedoch als erster Deutscher seit 32 Jahren das Semifinale erreicht.

Die erste Überraschung der WM hatte es gleich im ersten Wettbewerb gegeben. Der erst 19 Jahre alte Ghirmay Ghebreslassie holte gegen die favorisierten Kenianer den Titel. Mit dem ersten WM-Gold überhaupt für Eritrea wurde er auch der jüngste Marathonsieger der Geschichte.

Seiner Favoritenrolle gerecht wurde dagegen das britische Lauf-Idol und Doppel-Olympiasieger Mo Farah. Der 32-Jährige siegte über 10.000 m ungeachtet der Doping-Anschuldigungen gegen seinen Trainer Alberto Salazar in 27:01,13 Minuten. „Ich musste so viel ertragen, deshalb ist dieser Sieg ungemein wichtig für mich“, sagte Farah, der als erster Läufer sechs große Langstrecken-Titel in Serie gewann.

Ohne Medaillen blieben die Siebenkämpferinnen. Als beste Deutsche kam Claudia Rath (Frankfurt) nach einem starken zweiten Tag mit 6441 Zählern auf Rang fünf. Die WM-Vierte von 2013 blieb nur 21 Punkte unter ihrer Bestleistung. Carolin Schäfer (Friedrichstein) blieb im Weitsprung ohne gültigen Versuch und beendete den Wettkampf vorzeitig. Die frühere Vize-Weltmeisterin Jennifer Oeser (Leverkusen) feierte bei ihrer Rückkehr auf die große Bühne als Zehnte mit 6308 Punkten eine Saisonbestleistung.

Am Montag will Titelverteidiger Raphael Holzdeppe seinen Stabhochsprung-Coup von Moskau trotz seiner Zitterpartie in der Qualifikation wiederholen. Topfavorit ist allerdings Olympiasieger und Weltrekordler Renaud Lavillenie (Frankreich).