Der Wechsel-Trubel um Kevin De Bruyne scheint Wolfsburg zu lähmen. Calhanoglu-Treffer reicht Bayer. Schalke dank Draxler 1:1.

Nicklas Bendtner hat den VfL Wolfsburg mitten im Transferchaos um Kevin de Bruyne vor einem sportlichen Rückschlag bewahrt. Der Däne sorgte beim 1:1 (0:1) des Pokalsiegers beim 1. FC Köln für den glücklichen Ausgleich in der 83. Minute. Der heftig von Manchester City umworbene de Bruyne blieb wie schon in der Vorwoche gegen Frankfurt (2:1) blass und wirkte unkonzentriert - fügte sich damit allerdings nahtlos in das schwache Spiel der restlichen Mannschaft ein.

Die Bilder des zweiten Spieltages

Gladbachs Fehlstart ist perfekt. Die Borussia steht auf dem letzten Tabellenplatz
Gladbachs Fehlstart ist perfekt. Die Borussia steht auf dem letzten Tabellenplatz © dpa | Federico Gambarini
Für Gladbach war Herrmann erfolgreich, bei Mainz trafen  Jairo und Christian Clemens
Für Gladbach war Herrmann erfolgreich, bei Mainz trafen Jairo und Christian Clemens © Bongarts/Getty Images | Dean Mouhtaropoulos
Werders Anthony Ujah läuft nach seinem Ausgleichstreffer zum 1:1 auf die Fantribüne zu
Werders Anthony Ujah läuft nach seinem Ausgleichstreffer zum 1:1 auf die Fantribüne zu © dpa | Annegret Hilse
Valentin Stocker trifft zum 1:0 und wird von seiner Mannschaft gefeiert
Valentin Stocker trifft zum 1:0 und wird von seiner Mannschaft gefeiert © Bongarts/Getty Images | Martin Rose
Schweigeminute vor dem Anpfiff zu Spieltag Nummer zwei: Die Profis von Hertha und Werder gedenken dem verstorbenen ehemaligen DFB-Präsidenten Gerhard Mayer-Vorfelder
Schweigeminute vor dem Anpfiff zu Spieltag Nummer zwei: Die Profis von Hertha und Werder gedenken dem verstorbenen ehemaligen DFB-Präsidenten Gerhard Mayer-Vorfelder © Bongarts/Getty Images | Martin Rose
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Für die Kölner hatte Simon Zoller (30.) die Führung erzielt. Der Klub verpasste es durch den späten Ausgleich, erstmals seit zehn Jahren zum Saisonauftakt zwei Bundesliga-Siege zu feiern.

Die Gerüchte um einen sofortigen Wechsel de Bruynes auf die Insel hatten Pokalsieger Wolfsburg auch in der Woche vor dem Auswärtsspiel in Atem gehalten, sie gipfelten in einer Behauptung der Boulevardzeitung The Sun: Deutschlands Fußballer des Jahres werde schon am Sonnabend nach Manchester reisen.

Manager Klaus Allofs dementierte eilig, und wie erwartet betrat de Bruyne um 15.27 Uhr mit seinen Mannschaftskollegen den Rasen in Müngersdorf. „Wir sind alle recht gelassen“, sagte Allofs bei Sky: „Die Tatsache, dass Kevin in der Startformation steht, zeigt, dass die ganzen Spekulationen alle zu verfrüht sind. Es ist ein bisschen zu viel Dynamik reingekommen. Wir fahren das jetzt mal runter.“

Vor 46.000 Zuschauern fehlte den Wolfsburgern zu Beginn allerdings jegliche Dynamik. Die Kölner waren zweikampfstärker und auch gedanklich meist einen Schritt voraus, der VfL leistete sich dagegen zahlreiche unnötige Ballverluste. Auch de Bruyne passte sich nahtlos an. Ein harter Bodycheck gegen Leonardo Bittencourt (15.) und eine völlig misslungene Flanke (30.), die er unbedrängt auf die Tribüne schlug, waren die ersten auffälligen Aktionen des Belgiers.

Nur Sekunden nach diesem Fehlschuss nutzte Zoller die erste große Chance des Spiels zur Führung der Kölner. Der Drei-Millionen-Zugang der vergangenen Saison erlief eine Kopfballverlängerung von Anthony Modeste, setzte sich gegen Naldo durch und hob den Ball über VfL-Torwart Koen Casteels.

Erneut Zoller (47.) vergab für Köln nach der Pause allein vor Casteels sogar die Chance auf das 2:0. Ein Aufbäumen der Gäste war auch in dieser Phase nicht zu erkennen, im Gegenteil kam Modeste (60./70.) gleich mehrfach gefährlich zum Abschluss. Wie aus dem Nichts scheiterte Stürmer Bas Dost (65.) zwar an Timo Horn, an den Spielanteilen änderte sich jedoch wenig.

Beste Spieler einer starken Kölner Mannschaft waren Kevin Vogt und Modeste, bei Wolfsburg überzeugte Torwart Casteels und mit Abstrichen Luiz Gustavo.

Draxler rettet Schalke gegen Darmstadt

Julian Draxler hat Schalke 04 vor einer peinlichen Niederlage bewahrt. Der von Juventus Turin umworbene Weltmeister verhalf dem Favoriten gegen Darmstadt 98 mit seinem Tor (47.) zumindest zu einem 1:1 (0:1), das für die Königsblauen dennoch einen ersten Rückschlag in der Saison bedeutet. Die Gäste schienen nach guten 45 Minuten und dem verdienten Führungstreffer durch Konstantin Rausch (10.) sogar auf dem Weg zu ihrem ersten Bundesliga-Sieg seit dem 15. Mai 1982 (2:0 beim MSV Duisburg) zu sein.

Schalkes Trainer André Breitenreiter, nach dem 3:0 zum Auftakt bei Werder Bremen schon fast in den Himmel gehoben, hatte vorab von einem „ganz gefährlichen Spiel“ gesprochen - damit lag er richtig. Darmstadt spielte respektlos, hart im Zweikampf und stark über die linke Angriffsseite. Eine erste Doppelchance vergaben die Lilien noch (8.), dann schlug Rausch per Schlenzer mit dem linken Fuß zu - unhaltbar für Schalke-Torhüter Ralf Fährmann.

Breitenreiter hatte auf eine erste Rotation gesetzt. Marco Höger im defensiven Mittelfeld und Neuzugang Junior Caicara als Linksverteidiger rückten für Sascha Riether und Leon Goretzka in die Mannschaft, Roman Neustädter ersetzte in der Innenverteidigung den verletzten Matija Nastasic.

Bei den Gästen spielte der frisch verpflichtete Österreicher Györgi Garics, Mario Vrancic kam ins zentrale Mittelfeld und erwies sich dort als belebend. Er ließ allerdings nach einem fatalen Ballverlust Draxlers auch die große Chance zum 0:2 ungenutzt (35.).

Schalker Angriffe, meist von Draxler und Johannes Geis inszeniert, versandeten zunächst regelmäßig an der Strafraumgrenze bei 98-Kapitän Aytac Sulu oder dem aufmerksamen Sechser-Duo Jerome Gondorf/Peter Niemeyer. Der hochkarätig besetzte Schalke-Sturm wurde somit trotz phasenweise 80 Prozent Ballbesitz zu selten bedient, die Aussetzer im Aufbau ermöglichten Konter.

Draxlers schnelles Tor in der zweiten Halbzeit nach Vorbereitung von Franco Di Santo war noch nicht fertig bejubelt, da stand Darmstadts Rechtsaußen Marcel Heller alleine vor Fährmann - der Doppeltorschütze des ersten Spieltags traf das Außennetz.

Dennoch gab das 1:1 den Gastgebern Schwung. Die Offensive war vor 61.565 Zuschauern fortan besser ins Spiel integriert, agierte aber oft zu schlampig - so beispielsweise der bis dahin unauffällige Klaas-Jan Huntelaar bei einer Kopfballmöglichkeit (58.).

Geis probierte es außerdem immer wieder aus der Ferne, sein Freistoß in der 74. Minute klatschte an die Querlatte. Darmstadt beschränkte sich auf das Konterspiel und erkämpfte noch einige Standardsituationen.

Calhanoglu-Freistoß reicht Leverkusen zum Sieg

Zweites Spiel, zweiter Sieg: Vier Tage nach der 0:1-Niederlage in der Champions-League-Qualifikation bei Lazio Rom hat Bayer Leverkusen seinen Erfolgsweg in der Bundesliga fortgesetzt. Ohne wirklich gefordert zu sein, setzten sich die Rheinländer bei Hannover 96 mit 1:0 (1:0) durch und feierten damit ihren ersten Auswärtssieg seit dem 11. April.

Vor 39.100 Zuschauern in der WM-Arena am Maschsee erzielte Hakan Calhanoglu den Treffer des Tages. Der Freistoßspezialist war in der 18. Minute mit einem Kunststoß über die Abwehrmauer der Niedersachsen hinweg erfolgreich. In einer ähnlichen Situation traf der Türke in der 47. Minute die Querlatte.

Bei konsequenterer Chancenverwertung der Gäste hätte die ereignisarme Partie schon früher entschieden sein können. Julian Brandt schoss in aussichtsreicher Position über die Querlatte (10.), in der 28. Minute fand der Brasilianer Wendell bei einem Flachschuss in Zieler seinen Meister.

Insbesondere vor dem Seitenwechsel präsentierten sich die Norddeutschen erschreckend harmlos. Selbst nach dem Rückstand gelang es den Platzherren nie, erfolgversprechend in den Vorwärtsgang zu schalten. Die rund 800 mitgereisten Bayer-Fans mussten sich keine Sorgen machen.

96-Trainer Michael Frontzeck blickte mehrfach hilfesuchend gen Himmel, als ein ums andere Mal die schüchternen Attacken seiner Schützlinge versandeten.

Beim Wiederbeginn änderte sich am Kräfteverhältnis auf dem Spielfeld zunächst nichts. Der Königsklassen-Aspirant beherrschte weiterhin das Geschehen und war dem zweiten Tor deutlich näher als die Platzherren dem Ausgleich.

Auch dass Frontzeck den erfolglosen Mevlüt Erdinc nach einer Stunde durch Allan Saint-Maximin ersetzte, zeigte kaum Wirkung. Gleiches galt für Artur Sobiech, ab der 67. Minute für Charlison Benschop im Spiel.

Nur Mannschaftskapitän Christian Schulz und mit Abstrichen der kampfstarke Manuel Schmiedebach in seinem 150. Bundesligaspiel verdienten sich bei den Niedersachsen eine gute Note. Vier Tage vor dem Rückspiel gegen Lazio waren Torschütze Calhanoglu sowie Brandt die stärksten Akteure im Team von Coach Roger Schmidt.

Russ sichert Frankfurt Remis gegen Augsburg

Der FC Augsburg kommt in der Fußball-Bundesliga schon wieder nicht aus den Startlöchern. Bei der vom gebürtigen Augsburger Armin Veh trainierten Frankfurter Eintracht kam der Europa-League-Starter trotz Halbzeit-Führung nur zu einem 1:1 (1:0). Damit verhinderte das Team von Trainer Markus Weinzierl aber immerhin einen kompletten Fehlstart mit zwei Niederlagen, der den Schwaben in den vergangenen drei Jahren unterlaufen war.

Caiuby (23.) hatte die Augsburger zwar in Führung geschossen, die nach dem Seitenwechsel verbesserten Frankfurter aber kamen durch Marco Russ (86.) noch zum Ausgleich und blieben damit auch im zwölften Heimspiel nacheinander unbesiegt.

Den Augsburger genügte eine durchschnittliche Leistung zum Punktgewinn. Trainer Markus Weinzierl hatte seine Startformation im Vergleich zur Auftaktniederlage gegen Hertha BSC (0:1) notgedrungen im Angriff verändern müssen, den gesperrten Stürmer Raul Bobadilla vertrat Caiuby. Den Weggang des ghanaischen Nationalspielers Abdul Rahman Baba (FC Chelsea), der schon gegen Berlin nicht gespielt hatte, sollte auf der linken Abwehrseite Neuzugang Konstantinos Stafylidis kompensieren.

In den ersten Minuten gelang das dem 21-jährigen Griechen freilich nicht. Immer wieder versuchten die Frankfurter zu Beginn der Partie über dessen Seite in den Strafraum zu gelangen - und hatten damit schnell Erfolg. Nach nur 28 Sekunden setzte sich Stefan Aigner auf der Außenbahn durch, seine Flanke köpfte Joel Gerezgiher aber über das Tor.

Nachdem sich Stafylidis allerdings stabilisiert hatte und das Spiel mehr und mehr vor sich hinplätscherte, bewahrte Augsburgs zweiter Neuer die Zuschauer vor dem drohenden Mittagsschlaf. Von der Strafraumgrenze veredelte Caiuby mit einem krachenden Schuss in den Winkel den Augsburger Konter, der bis zur Halbzeit der einzig gelungene Angriff blieb.

Ähnlich harmlos präsentierten sich nach ihrem stürmischen Auftakt jedoch auch die Gastgeber. Ohne Meier fehlte ganz vorne die Durchschlagskraft, hinter den Spitzen fehlten zudem die zündenden Ideen. Die gute Chance von Marco Russ (41.) war daher auch ein Zufallsprodukt.

Gefährlich wurde es für FCA-Keeper Marwin Hitz unmittelbar nach dem Seitenwechsel zwar auch nicht, endlich aber besaßen die Frankfurter Angriffe Tempo und Struktur. Viel schneller wurde nun der Weg in den Strafraum gesucht, anstelle der in der ersten Halbzeit gespielten Querpässe waren nun Bälle in die Tiefe das probate Mittel. Auf der anderen Seite agierten die Augsburger mit ihren Kontern gefährlicher.

Stefan Reinartz war der beste Akteur der Gastgeber. Im Augsburger Team ragten Caiuby und der Ex-Frankfurter Halil Altintop heraus.