Peking . Arne Gabius vom LT Haspa Marathon Hamburg startet als Außenseiter über 10.000 Meter

Im Foyer des Convention Centers in Peking trifft sich die Leichtathletik-Elite der Welt. Der französische Stabhochsprung-Star Renaud Lavillenie liegt in einem Sessel und ruft seine Mails ab, sein deutscher Konkurrent, Weltmeister Raphael Holzdeppe, gibt einen Stock höher im Café Interviews. Und manchmal begegnet man im Park des riesigen Athleten-Hotels beim Laufen sogar einem Doppel-Olympiasieger. So erging es Arne Gabius am Freitag. „Ich bin dann mit Mo Farah eine halbe Stunde gemeinsam gerannt“, sagt der Arzt, der für das Laufteam Haspa Marathon Hamburg startet. Am Sonnabend werden sich die beiden wiedersehen. Dann ist es aber vorbei mit dem lockeren Läufchen, denn dann stehen sie bei der Leichtathletik-WM im Vogelnest um 20.50 Uhr Ortszeit (14.50 Uhr MESZ) an der Startlinie des 10.000-Meter-Laufs.

Farah ist der große Favorit, Gabius der krasse Außenseiter, der trotzdem ganz heiß auf das Rennen ist: „Es wird mein letztes ernsthaftes Rennen auf der Bahn. Danach zählt für mich nur noch die Straße. Ich habe im Marathon noch sehr viel Potenzial. 2008 habe ich die Norm für die Olympischen Spiele in Peking über 10.000 Meter um fünf Sekunden verpasst. Sieben Jahre später hole ich was nach. Ich genieße es und habe es mir auch verdient.“

Vor einigen Wochen hatte Gabius seine Bestleistung über 10.000 Meter auf 27:43,93 Minuten gesteigert. „Ich bin der älteste Teilnehmer im Feld und der einzige gebürtige Europäer“, sagt der 34-Jährige stolz. Anders als viele deutsche Athleten ist Gabius nicht eine Woche zur Eingewöhnung nach Südkorea geflogen. Da sein großes Ziel in diesem Jahr der Frankfurt-Marathon im Oktober ist, wollte er sich weiter in Deutschland vorbereiten und ist erst zwei Tage vor dem WM-Finale nach China geflogen. Die sechsstündige Zeitumstellung hat er versucht, schon in Deutschland ein wenig auszutricksen. Er ist morgens um 4.30 Uhr aufgestanden und hat schon um sechs Uhr in der Frühe seine Runden gedreht.

Gabius rechnet nicht mit einem Bummelrennen, wie es sie so oft bei Meisterschaften gibt. Er ist überzeugt, dass die drei Kenianer ihr Heil in der Flucht suchen. Nur so hätten sie eine Chance, Mo Farah zu bezwingen. Und was er dann macht, das hat Gabius schon x-mal in seinem Kopf vorgespult. „Ich habe nichts zu verlieren und kann nur überraschen“, sagt er. „Ich will Spaß haben, werde alles riskieren und versuchen, jedes Tempo so lange wie möglich mitzugehen.“ Gabius ist überzeugt: „Ich bin in Bestzeitform.“

Wenn er Zwölfter würde, hätte er sich für die Spiele in Rio qualifiziert. Doch das wäre nur eine zusätzliche Sicherheit. Gabius will in Brasilien im Marathon starten: „Das wird dann das größte Rennen für mich.“