Lange hat es nicht gedauert nach den Neuwahlen im Leichtathletik-Weltverband, da machten Verschwörungstheorien die Runde. Tatsache ist: Nie zuvor in der IAAF-Geschichte wurde der Wahlkampf mit solch hohem Aufwand betrieben. Sebastian Coe, der neue Präsident, hat wie sein unterlegener Widersacher Sergej Bubka Millionen von Euro ausgegeben und die ganze Welt bereist. Und auch die meisten der neuen Ratsmitglieder haben für ihren Posten einiges investiert.

Clemens Prokop hatte dem offenbar wenig entgegenzusetzen. Der DLV-Präsident fiel bei der Ratswahl durch. Damit ist der mit 900.000 Mitgliedern größte Leichtathletikverband der Welt im Machtzentrum dieses Sports nicht mehr vertreten – dafür aber Länder wie Saudi-Arabien, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate. Ein Schelm, wer da an Korruption denkt.

Wahrscheinlich hat Prokop aber auch für die jüngsten ARD-Enthüllungen über Doping in der Leichtathletik und für die Vorwürfe deutscher Spitzenathleten gegen die IAAF büßen müssen. Coe hingegen hatte sich frühzeitig distanziert – nicht von den angeprangerten Missständen wohlgemerkt, sondern vielmehr von den Berichten, die er eine „Kriegserklärung“ nannte.

So oder so: Für die deutsche Sportdiplomatie war es eine bittere Lehrstunde – und für Hamburgs Olympia-Ambitionen ein Rückschlag. Die Leichtathletik ist das Herz der Spiele, ohne ihren Rückhalt wird die Abstimmung 2017 schwer zu gewinnen sein. Und dass dabei nur Argumente zählen, ist wieder ein Stück unwahrscheinlicher geworden.