Berlin. Nach der Verletzung bei der EM in Aachen wird Dressur-Pferd Totilas künftig nicht mehr in den Turniersport zurückkehren.

Die Sportkarriere des weltbekannten Dressur-Pferdes Totilas ist beendet. Vier Tage nach seinem verletzungsbedingten Aus bei der Europameisterschaft in Aachen teilte die Familie Linsenhoff-Rath am Dienstag mit: „Totilas wird in Zukunft nicht mehr in den Turniersport zurückkehren! Seine Verletzung wird auf dem Schafhof in Ruhe ausheilen und ihm dabei einen sanften Übergang in den sportlichen Ruhestand bescheren.“

Die Entscheidung sei in Abstimmung mit Mitpferdebesitzer Paul Schockemöhle getroffen worden. Totilas hatte nach dem Bronzegewinn bei der Heim-EM in Aachen in der Einzelwertung nicht mehr antreten können. Bei dem Millionen-Pferd wurde ein Knochenödem im Kronbein des linken Hinterbeines festgestellt. Kritik kam auf, weil es Anzeichen gab, dass das Tier bereits verletzt in den Wettkampf geschickt worden sei. Rath und der deutsche Verband bestritten dies bis zuletzt. Vielleicht aber hatte auch die heftige und negative Debatte in der Öffentlichkeit Einfluss auf die Entscheidung der Besitzer.

Diese Entscheidung ist der Familie gewiss schwer gefallen, aber wir halten diesen Schritt für klug und richtig“, sagte der Sportchef der Deutschen Reiterlichen Vereinigung Dennis Peiler. „Leider stand die gemeinsame sportliche Karriere von Matthias Alexander Rath und Totilas von Beginn an unter keinem glücklichen Stern.“

Rente als Deckhengst

Der Rapphengst Totilas hatte noch in der vergangenen Woche mit der deutschen Dressurequipe die Bronzemedaille bei der EM gewonnen. Das Knochenödem im Kronbein des linken Hinterbeines hatte dazu geführt, dass das Pferd aus dem laufenden Turnier genommen wurde.

Paul Schockemöhle und Raths Stiefmutter Ann-Kathrin Linsenhoff hatten den Hengst 2010 für geschätzte zehn Millionen Euro aus den Niederlanden nach Deutschland geholt. Zuvor hatte Totilas mit Edward Gal dreimal Gold bei den Weltmeisterschaften in den USA gewonnen. Ähnliche Erfolge konnte Rath mit dem Pferd nicht erzielen. Ein internationaler Titel blieb dem Paar verwehrt. Nur bei der EM 2011 und nun 2015 startete das Duo für Deutschland. In der fünfjährigen Partnerschaft war das Pferd häufig verletzt.

Soweit wie möglich soll das in den Niederlanden gezogene Ausnahmepferd weiterhin als Deckhengst bei Paul Schockemöhle zur Verfügung stehen. Ein Deckeinsatz des Hengstes kostet Züchter 4000 Euro, im Erfolgsfalle werden 4000 weitere Euro fällig.

"Michael Jackson der Dressur"

Die Familie Rath/Linsenhoff war sich bei ihrer Entscheidung offenbar bewusst, wir groß die Enttäuschung bei vielen Dressurfans sein würde. "Wieviel der Dressursport diesem Hengst zu verdanken hat, ist schwer in Worte zu fassen. Noch nie zuvor hat ein Dressurpferd solche Massen - ob nun pferdeaffin oder nicht, ob jung oder alt - begeistert und berührt", hieß es in der Mitteilung.

Totilas hatte die Menschen vom ersten Auftritt an fasziniert und gerührt. Sein außerordentliches Vermögen im Viereck und vor allem seine enorme Ausstrahlung fesselten Pferdefreunde wie Laien auf der ganzen Welt gleichermaßen. Nach der WM 2010 wurde er wie ein Popstar gefeiert und zum "Michael Jackson der Dressur" getauft. Man konnte Schals, Kaffeetassen und Futternäpfe mit seinem Konterfei kaufen.