Hamburg. Die Footballer der Hamburg Huskies beweisen beim 12:28 gegen Braunschweig Improvisationskunst

Am Ende flossen Tränen. Dem Baby auf dem Arm eines Hamburger Spielers war der trotzige „Huskies“-Kampfschrei, den die Mannschaft bei ihrer Abschlussversammlung auf dem Spielfeld abgab, viel zu laut gewesen. Es konnte glücklicherweise schnell beruhigt werden. Zur Trauer bestand ja auch wirklich kein Anlass – allenfalls darüber, dass man durch ein paar Anfängerfehler die Niederlage in der German Football League (GFL) gegen die New Yorker Lions aus Braunschweig mit 12:28 (0:7, 3:14, 2:7, 7:0) unnötig hoch hatte ausfallen lassen.

Einen Sieg hatte ohnehin niemand unter den 1583 Fans im Hammer Park von dem Aufsteiger erwartet. Wie denn auch? Braunschweig ist deutscher Meister, gewann kürzlich zum dritten Mal die Eurobowl, die Champions League des American Footballs, und führt die Gruppe Nord der GFL an. Der Etat liegt mit etwa einer halben Million Euro um das Fünffache über dem der Hamburger. Selbst ein 21:0-Sieg im ersten Vergleich vor drei Wochen hatte den Ansprüchen der Lions-Trainer offenbar nicht genügt. „Die sind fast durchgedreht“, erinnerte sich Huskies-Vorstand Timo Müller schmunzelnd.

Der Groll wäre wohl noch größer geraten, hätte Reggie Langford damals nicht mit einer gerissenen Schultersehne gespielt. Die Verletzung hatte sich der Hamburger Quarterback bereits im Mai zugezogen, aber sie war nun nicht mehr zu überspielen gewesen. Da traf es sich, dass Jordan Giza, der jüngere Bruder von US-Punktesammler Tyson Giza, sein Studium gerade abgeschlossen hatte. Er hatte sich schon im Frühjahr den Huskies angeboten.

Giza war zwar am College als Passverteidiger aktiv, doch seine Premiere als Spielmacher am Sonnabend war durchaus gelungen, von einer tiefen Schnittwunde im Finger und einem Fumble (fallen gelassenen Ball) kurz vor Schluss einmal abgesehen. „Jordan hat bewiesen, warum wir ihn geholt haben“, sagte Huskies-Cheftrainer André Schleemann. Mehr Kummer bereitete ihm diesmal seine Abwehr. Kendral Ellison, als zentraler Linebacker eine Art Spielmacher der Defense, fiel mit einer Bänderdehnung aus. Als dann auch noch sein Vertreter Miguel Boock mit der gleichen Verletzung vom Feld humpelte, musste Schleemann improvisieren und einen seiner wuchtigen Defensive-Line-Spieler nach hinten ziehen.

Hält man nun noch zugute, dass ein Braunschweiger Touchdown umstritten, ein zweiter ein Geschenk infolge eines Fumbles war und die Huskies Sekunden vor Schluss kurz vor der Lions-Endzone standen – dann, ja dann war diese dritte Niederlage in Folge wirklich achtbar. „Kaufen können wir uns davon aber auch nichts“, sagte Schleemann. Immerhin: Den vierten Tabellenplatz in der Nordgruppe, der als Letzter noch zur Play-off-Teilnahme berechtigt, haben die Huskies behauptet. Nächsten Sonnabend kommen die Dresden Monarchs in den Hammer Park. Auch gegen sie wäre eine Niederlage kein Grund zum Weinen.