Das Kleidungsstück wiegt nur ein paar Gramm, ist meist schlicht, manchmal aber auch kreativ gestaltet. Vor allem aber kann es für einen Mannschaftssportler eine ganz schön schwere Bürde bedeuten – die Kapitänsbinde. Manch einer, wie St. Paulis Sören Gonther, trägt das schwarze Textil mit dem weißen Totenkopf gern und hat sich jüngst über seine Wiederwahl als Kapitän gefreut. Beim HSV hat gerade Johan Djourou öffentlichkeitswirksam „hier“ gerufen bei der Frage, wer Nachfolger von Rafael van der Vaart werden könnte. Der Niederländer galt allerdings nicht unbedingt als Musterbeispiel eines Kapitäns, also eines Führungsspielers, der sich auch in schwierigen Situationen stellt und Verant- wortung übernimmt. Dies hatte lange Heiko Westermann vorbildlich praktiziert, ehe er das Amt nur noch als drückende Last empfand.

Eine Lösung in dieser Situation wäre womöglich das Rotationsmodell gewesen, das jetzt auf Geheiß von Trainer Lucien Favre erstmals in der Bundesliga Borussia Mönchengladbach einführt. Tony Jantschke, 25, Roel Brouwers, 33, und Martin Stranzl, 35, reichen die Binde von Spiel zu Spiel reihum. Daraus zu schließen, der Pokalgegner des FC St. Pauli am kommenden Montag habe wohl keinen echten Kapitän, wird natürlich als falsch zurückgewiesen. Das Gegenteil sei der Fall, behauptet Jantschke. „Bei uns übernimmt jeder Verantwortung. Von mir aus könnten wir das Amt ganz abschaffen“, hat er jetzt gesagt. Abschaffen? Die richtige Konsequenz wäre doch wohl, jedem Spieler eine Binde zu geben und die Mannschaft nicht mehr im Gänsemarsch hinter dem Kapitän auf den Rasen marschieren zu lassen, sondern nebeneinander. Dann bekäme der Begriff eines „breiten Kaders“ auch noch eine ganz neue Bedeutung.