An diesem Mittwoch ist es noch genau ein Jahr bis zu den Olympischen Spiele in Rio de Janeiro, und die brasilianische Metropole stimmt sich eine ganze Woche lang mit Kunst-, Sport- und Musikveranstaltungen darauf ein. Noch bleibt einiges zu tun. Da sind Verkehrswege, die bedenklich weit von ihrer Fertigstellung entfernt sind; Wettkampfgewässer, die mit Keimen verseucht sein sollen; Bauunternehmen, die in einen Korruptionsskandal um die Vergabe olympischer Aufträge verstrickt sind.

Aber es gibt auch ermutigende Signale. Fast alle Sportstätten liegen im Zeitplan, das olympische Dorf ist nahezu fertig. Für die meisten Anlagen liegt ein Nachnutzungskonzept vor. Wohnraum entsteht. Viele Favelas, die berüchtigten Elendsviertel der Stadt, gelten als befriedet. Die Unterstützung der Bevölkerung für die Spiele beträgt laut Umfragen 67 Prozent.

Mit Massenprotesten, wie sie das Land ein Jahr vor der Fußball-WM 2014 erschütterten, ist nicht zu rechnen. An der sozialen Situation aber, die Brasiliens Bürger damals auf die Straßen trieb, hat sich wenig gebessert. Das Bruttosozialprodukt sinkt, die Inflation steigt. Der Polizei halten Menschenrechtler vor, ungestraft zu morden. Die Armen rund um den Olympiapark wurden gewaltsam vertrieben.

Die Kraft, gesellschaftliche Gräben zu verkleinern, die Lebensqualität zu verbessern und Strukturen zu schaffen, von denen viele dauerhaft profitieren, diese Kraft scheinen auch die Olympischen Spiele nicht zu entfalten. Außer den Sportlern werden sie wohl nur wenige Gewinner hervorbringen.