Für das Hamburger Referendum am 29. November droht Peking 2022 zur Belastung zu werden.

Dass bei der Abstimmung zwischen zwei Ländern, die Menschenrechte und Meinungsfreiheit missachten, eines gewinnt, das Menschenrechte und Meinungsfreiheit missachtet, war vorauszusehen. Die Wahl des Gastgebers der Olympischen und Paralympischen Winterspiele deshalb auszusetzen, wie es Hamburger Olympiagegner rückblickend fordern, würde dem Sport einmal mehr die Chance nehmen, das zu tun, was er als gesellschaftliche Kraft am besten kann: Brücken bauen. Dass Peking sich 2022 zumindest während der Spiele an demokratische Regeln halten muss, sollte man nicht kleinreden. Politik und Wirtschaft jedenfalls haben selbst solche minimalen Zugeständnisse nie erreicht.

Der Fehler, der zur Entscheidung zwischen Peking und Almaty führte, war ein alter. Olympia hatte mit seinem zunehmenden Hang zum Größenwahn die Basis pluralistischer Gesellschaften verlassen. Ob die Reformagenda des deutschen IOC-Präsidenten Thomas Bach den Spielen auch im Westen wieder festen Boden bereitet, wird sich zeigen. Dass sich 40 von 85 Delegierten für Almaty und damit für jenen Austragungsort entschieden, der sich striktes Kostenbewusstsein und Nachhaltigkeit ins Programm geschrieben hat, mag ein ermutigendes Signal für die Hamburger Kampagne sein. Die Entscheidung für die Sommerspiele 2024 ist schließlich die erste, die sich von Beginn an den veränderten Austragungsbedingungen unterwirft.

Für das Hamburger Referendum am 29. November droht Peking 2022 dagegen zur Belastung zu werden. Die Argumentation, und mag sie noch so populistisch und undifferenziert sein, dem IOC ist bei allen vollmundigen Reformankündigungen weiterhin nicht zu trauen, wird ihre Anhänger finden.