Hamburg. Boxer des TH Eilbeck löst als erster Hamburger das Ticket für die Sommerspiele 2016 in Rio

Die Landesfahne Brasiliens trug er um seine Schultern gewickelt, doch die Arbeit, die ihm die Reise zu den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro eingebracht hatte, war auch nach acht Runden im Boxring nicht beendet. Bevor Artem Harutyunyan den größten Erfolg seiner Karriere genießen durfte, musste er einen Glückwunschmarathon hinter sich bringen. Gefühlt jeder der rund 2000 Besucher, die in der Wilhelmsburger Inselparkhalle den einstimmigen Punktsieg des Hamburger Halbweltergewichtlers im Finale der Profiserie APB des olympischen Weltverbands Aiba gegen den Algerier Abdelkader Chadi miterlebt hatten, wollte sich mit dem 25-Jährigen fotografieren lassen.

„Das war wie eine Extrarunde“, sagte Harutyunyan, der zusätzlich zum im Kampf erlittenen Trommelfellriss und einer Rippenprellung auch über Schmerzen in den hundertfach beklopften Schultern klagte. Seine Laune trüben konnte aber keine dieser Blessuren. „Ich bin unheimlich stolz, dass ich Hamburg in Brasilien vertreten darf. Gemeinsam mit meinem Team habe ich mir meinen Traum erfüllt“, sagte der Sportsoldat, der am Olympiastützpunkt Schwerin beim früheren Profiweltmeistercoach Michael Timm trainiert, aber weiterhin für den TH Eilbeck startet.

Durch den Sieg über Chadi hat sich Artem Harutyunyan auch die Chance erkämpft, APB-Weltmeister zu werden. Im September soll er Titelverteidiger Armen Zakarjan herausfordern. Ob der Kampf in der Heimat des Russen ausgetragen wird oder vielleicht wieder in Hamburg, steht noch nicht fest. Am 22. oder 26. September gastiert die APB erneut in Wilhelmsburg, Hauptkämpfer ist Superschwergewichtler Erik Pfeifer (Lohne), der als zweiter Deutscher das Olympiaticket bereits sicher hat.

Jürgen Kyas, Präsident des Deutschen Boxsportverbands (DBV), versprach, alles dafür zu tun, Artem Harutyunyan auf derselben Veranstaltung erneut Heimrecht zu ermöglichen. „Hamburg soll unsere Hochburg werden. Die Unterstützung der Stadt ist großartig, und wir wollen die Olympiabewerbung mit der Austragung hochkarätiger Events befeuern“, sagte er. Die Bewerbung um die WM 2017, die in den Messehallen und der Barclaycard-Arena (Finals) ausgetragen werden soll, ist Höhepunkt der Bemühungen.

Artem Harutyunyan wollte in der Nacht zu Freitag an den nächsten Kampf noch nicht denken. Allzu lange werde seine Auszeit aber nicht dauern. „Ich kann ja jetzt nicht die Beine hochlegen, nur weil ich ein Ziel erreicht habe“, sagte er, „ich habe noch viel mehr vor.“