Die ARD holte die Tour de France zurück ins öffentlich-rechtliche TV. Und juhu, es gab auch allerlei (wohl) unverdächtige deutsche Erfolge. „L’Equipe“ echauffierte sich in Anlehnung an Gary Lineker gar: „Und zum Schluss sind es wieder die Deutschen, die gewinnen.“ Wie 2013 und 2014 holten André Greipel und Co. die meisten Etappensiege (sechs), wir litten mit dem gestürzten gelben Helden Tony Martin, und Tour-Neuling Simon Geschke wurde zum populärsten Rauschebart des Pelotons.

An den deutschen Fahrern kann es nicht gelegen haben, dass die ARD bei ihrem Tour-Comeback nur rund eine Million Zuschauer täglich vor den Bildschirm lockte. Wie bitte soll man das nach den Jan-Ullrich-Jahren desillusionierte breite Publikum zurückgewinnen, wenn der Triumphator der 102. Frankreich-Rundfahrt, Christopher Froome, den Pyrenäen-Aufstieg zum Col de Soudet schneller hinauffliegt als die Doper-Generation um Lance Armstrong? Und ausgerechnet jener Armstrong die Froome-Zweifler anführt und ketzerisch twittert: „Zu stark, um sauber zu sein?“ Das hat etwas Tragisch-Komisches. Nein, ihr Schmuddel-Image hat die Tour nicht aufgebessert. Tiefpunkte waren die Fanangriffe auf den Briten Froome, die Spuckattacke, der Urinbecherwurf.

Wegen der diesjährigen deutschen Note liebäugelt Tourchef Christian Prudhomme mit einem Tourauftakt in Deutschland. Womöglich schon 2017. Ob das das deutsche Massenpublikum wieder euphorisiert? Wohl kaum.

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