La Toussuire.

Ein linkes Ding von Vincenzo Nibali und eine giftige Attacke von Nairo Quintana haben Einzelkämpfer Christopher Froome in die Bredouille gebracht. Ohne Unterstützung seines schwächelnden Sky-Teams hat der britische Spitzenreiter auf der Königsetappe der 102. Tour de France erstmals einen Dämpfer erhalten. Beim Sieg des Vorjahressiegers Nibali auf der 19. Etappe über 138 Kilometer von Saint-Jean-de-Maurienne nach La Toussuire verlor Froome als Dritter eine halbe Minute auf seinen schärfsten Konkurrenten Quintana. Vor dem Showdown im Radsport-Mekka L’Alpe d’Huez am Sonnabend ist damit weitere Spannung garantiert.

Nibali, der Schaltprobleme von Froome zu einer Attacke genutzt hatte, holte sich mit 44 Sekunden Vorsprung auf Quintana seinen ersten Etappensieg bei der in diesem Jahr für ihn so enttäuschend verlaufenen Tour. ­Froome erreichte 1:14 Minuten später das Ziel. Auf die Gesamtwertung hatte der Sieg des Sizilianers keinen großen Einfluss, wohl aber der Aufschwung von Quintana. Vor der letzten Alpenetappe am Sonnabend, die in L’Alpe d’Huez ein Spektakel verspricht, liegt Froome nur noch 2:38 Minuten vor dem kolumbianischen Kletterer. Die Spanier Alejandro Valverde und Alberto Contador verloren dagegen über eine Minute auf Froome und sind im Rennen um den Gesamtsieg außen vor.

Auf der vorletzten Bergetappe geriet Froome bei der so reibungslos verlaufenden Triumphfahrt in Gelb erstmals in Schwierigkeiten. Fünf Kilometer vor dem Ziel attackierte Quintana und holte eine halbe Minute heraus. Schon frühzeitig hatten sich wichtige Froome-Helfer wie Geraint Thomas und Richie Porte aus der vorderen Gruppe verabschiedet, sodass der Brite in der entscheidenden Phase auf sich allein gestellt war. Dazu brachten Schaltprobleme beim Anstieg zum Col de la Croix de Fer Froome aus dem Tritt. Froome musste kurzzeitig anhalten, was Nibali zum Angriff nutzte.

„Das war der richtige Augenblick für einen Angriff, ich habe nichts von seinen technischen Problemen gesehen. Ich wollte mit der Attacke nicht bis zum letzten Anstieg warten“, sagte Nibali. Doch die TV-Bilder entlarvten den Italiener. Erst nachdem er sich mehrmals umgeschaut hatte, war er losgestürmt. Der Rostocker Paul Voss wurde mit 22 Minuten Rückstand auf Nibali als 42. bester Deutscher.