Hamburg.

Für einen Augenblick hatte Moderator Kai Ebel wohl vergessen, was für einen Sportler er am Donnerstag den Gästen und Vertragspartnern eines großen malaysischen Mineralölkonzerns im Automuseum „Prototyp“ präsentierte. „Ladies and Gentlemen“, rief also Ebel und dehnte dann den Namen wie ein Michael Buffer für Arme: „Nicooooo Rosberg.“

Der aber ist eben kein Boxer, sondern Formel-1-Vizeweltmeister und aktuell wieder Zweiter in der WM hinter seinem Mercedes-Teamkollegen Lewis Hamilton. „Es sind nur 17 Punkte Rückstand, das ist weniger als ein Rennen, das kann sich schnell ändern“, sagte der 30-Jährige aus Wiesbaden mit Wohnsitz in Monaco kämpferisch.

Dass er überhaupt den PR-Termin für den fernöstlichen Hauptsponsor der Silberpfeile wahrnehmen konnte, lag am diesjährigen Aus für den Großen Preis von Deutschland, der noch Ende März für dieses Wochenende vorgesehen war. Formel-1-Chefvermarkter Bernie Ecclestone konnte sich jedoch weder mit den Betreibern des Nürburgrings noch mit den Veranstaltern am Hockenheimring über die finanziellen Konditionen einigen. „Das ist sehr enttäuschend für alle, es war immer ein Highlight, für uns Deutsche ganz besonders“, meinte Rosberg, „der deutsche Grand Prix ist legendär, er gehört zur Formel 1. Aber er soll ja nächstes Jahr wiederkommen.“

Dass die Formel 1 durch die absolute Dominanz des Mercedes-Duos zu langweilig wird, sieht der offensichtlich smarte Blondschopf nicht so: „Entscheidend ist natürlich, was die Fans wollen. Die TV-Zuschauerzahlen gehen in die Höhe“, meinte er. „Außerdem haben wir uns bei Mercedes diese Stellung in den letzten Jahren hart erarbeitet und genießen nun den Moment.“

Zuvor hatte er mit Ebel in englischer Sprache („Dies ist ein internationales Event“) auf einem Podium so ausführlich und professionell die Vorteile seines Schmierstofflieferanten erörtert, dass niemand mehr eine Frage zu diesem Thema sowie der Eröffnung einer „Flagship-Markenwerkstatt“ in Hamburg stellte. Außerdem lockten Curryhühnchen auf Reis und eine Cartbahn im Innenhof die Gäste.

Rosberg selbst hatte auch nicht viel Zeit. Er besuchte noch schnell seinen Schwiegervater, dann hob er wieder ab ins heiße Monaco zu seiner aus Hamburg stammenden Frau Vivian, die im August die erste gemeinsame Tochter erwartet. „Ich bin gerne zu Hause und lese ausführlich Geburtsvorbereitungsbücher“, sagte Rosberg. „Mir geht es gerade richtig gut.“