MontreaL. Europameister Deutschland besiegt im Viertelfinale Frankreich mit 6:5 nach Elfmeterschießen
Frauenfußball-Europameister Deutschland hat bei der WM in Kanada mit viel Glück das Halbfinale erreicht. Gegen den starken Weltranglistendritten Frankreich fiel die Entscheidung im Elfmeterschießen. Torhüterin Nadine Angerer hielt den letzten Strafstoß von Claire Lavogez. Alle deutschen Schützinnen hatten zuvor getroffen. Nach 90 und 120 Minuten hatte es 1:1 gestanden. Louisa Nécib hatte die Französinnen nach 64 Minuten in Führung geschossen, Celia Sasic gelang zwanzig Minuten später mit einem berechtigten Handelfmeter der Ausgleich. Im Halbfinale treffen die Deutschen am Dienstag auf den Sieger des Spiels China gegen die USA, das in der vergangenen Nacht stattfand.
Der deutsche Plan, die offensivstarken Französinnen von Beginn an unter Druck setzen zu wollen, ging von Beginn an nicht auf. Es waren vor 20.000 Zuschauern beim Hallenfußball im überdachten Olympiastadion von Montreal vielmehr die vom frankophilen Publikum lautstark angefeuerten Les Bleues, die nach nur 47 Sekunden die erste Riesenchance zur Führung hatten. Nachdem sich Elodie Thomis auf rechts durchgesetzt hatte, schoss Nécib aus rund zehn Metern nur knapp am linken Pfosten vorbei.
Bundestrainerin Silvia Neid hatte in der Innenverteidigung wie erwartet Babett Peter für die gelbgesperrte Stammkraft Saskia Bartusiak in die Startformation berufen. Für die Wolfsburgerin war es der zweite Einsatz von Beginn an nach dem Gruppenspiel gegen Thailand (4:0). Ansonsten vertraute Neid ihrem Erfolgsaufgebot aus dem 4:1 im Achtelfinale gegen allerdings schwache Schwedinnen.
Gegen die wesentlich entschlossenen und kombinationssicheren Französinnen brachte die DFB-Auswahl einen geordneten Spielaufbau bei zahlreichen Fehlpässen und zum Teil auch mangelnder Bewegung über die gesamte Distanz kaum zustande. Nach einer Viertelstunde erkämpfte sich der zweimalige Welt- und achtmalige Europameister dennoch die erste Gelegenheit, als nach guter Flanke von Simone Laudehr ein Kopfball Sasics über das französische Gehäuse flog.
Auf der Gegenseite verpasste Marie-Laure Delie (25.) ebenfalls per Kopf nur knapp das Tor. Viel zu oft brannte es fortan im deutschen Strafraum, so dass Torhüterin Nadine Angerer beim Schuss von Nécib (38.) mit einem starken Reflex den Rückstand verhindern musste. In der zweiten Halbzeit war Angerer dann machtlos, als erneut Nécib, diesmal aus 16 Metern, abzog. Das 1:0 für Frankreich entsprach zu diesem Zeitpunkt dem Spielverlauf.
Es war im Folgenden einmal mehr der Kampfkraft und dem Willen der deutschen Spielerinnen zu verdanken, dass dieser Treffer nicht das WM-Aus bedeutete. Leidenschaftlich fighteten sie sich ins Spiel zurück, schlugen die Bälle nun hoch in den Strafraum und hatten schließlich kurz vor Ende der regulären Spielzeit Glück, dass nach einer Flanke von Außenverteidigerin Leonie Maier Amel Majri den Ball mit ausgetreckten Arm im Strafraum abwehrte. Sacic verwandelte den Strafstoß sicher. Es war ihr sechster Treffer bei dieser Weltmeisterschaft.
Aber auch in den zusätzlichen 30 Minuten der Verlängerung waren die Französinnen die bessere Mannschaft, ohne sich zunächst klare Torchancen herausarbeiten zu können. In der 116. Minute hatte die in der 91. Minute eingewechselte Thiney jedoch die Entscheidung auf dem Fuß, doch sie traf nach einer halbhohen Flanke den Ball fünf Meter vor dem Tor nicht richtig. Die Kugel trudelte am Pfosten vorbei. Es ging ins Elfmeterschießen. Und da war Angerer auf dem Posten.