Luhmühlen. Der Vielseitigkeits-Klassiker bot ein Jahr nach dem Tod von Benjamin Winter „Werbung für den Sport“

Die Sieger standen schon vor dem Finale fest. Die Erleichterung über den reibungslosen Geländewettbewerb beim Vielseitigkeits-Klassiker in Luhmühlen war ein Jahr nach dem Tod von Benjamin Winter bei allen spürbar. Keine spektakulären Stürze, keine verletzten Reiter, keine verletzten Pferde: Das Turnier in der Lüneburger Heide lieferte die Bilder, die es selbst – und das Vielseitigkeitsreiten insgesamt – für einen dringend benötigten Imagegewinn brauchten.

„Das war Werbung für den Sport“, sagte Ingrid Klimke, die mit ihrem ersten Sieg im Viersterneklassiker und dem anschließenden zweiten Platz in der Dreisterneprüfung zur deutschen Meisterschaft der diesjährige Star war.

„Nach harten Jahren haben wir Luhmühlen wieder ein Lächeln ins Gesicht gezaubert“, stellte Parcourschef Mark Phillips fest. Der Brite wusste, dass die Wiederholung einer solchen Tragödie wie 2014 das Turnier und möglicherweise den pferdesportlichen Dreikampf generell in Deutschland infrage gestellt hätte. „So einen Gelände-Tag hat nicht nur der Veranstalter, sondern auch der Sport gebraucht“, meinte Sportchef Dennis Peiler von der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN).

So konnten sich am Sonntag beim abschließenden Springen die erfolgsverwöhnten deutschen Reiter für ihre Erfolge ungetrübt selbst feiern. Mit einem Nullfehlerritt sicherte sich die zweimalige Team-Olympiasiegerin Klimke den Sieg in der Viersterneprüfung vor der Neuseeländerin Jonelle Price auf Faerie Dianimo. Für die 45-Jährige war es der zweite Triumph nach 2010 in Luhmühlen, in der Weltrangliste baute Klimke ihre Führung damit aus. Doppel-Olympiasieger Michael Jung aus Horb lieferte mit seinem Londoner Goldpferd Sam ebenfalls eine fehlerfreie Runde ab und behauptete damit Rang drei.

Doch auch Mark Phillips gehörte zu den Siegern des Wochenendes. Der Engländer hatte unter anderem die Linienführung geändert und eine der Schlüsselstellen der Prüfung, das Wasserhindernis, pferdefreundlicher in der Mitte des Umlaufs platziert. Es wurde verstärkt darauf geachtet, die Hindernisse so zu positionieren, dass die Reiter das Tempo vor den Sprüngen reduzieren mussten. Und so genoss der 63-Jährige die herzliche Umarmung der sichtlich erleichterten Turnierchefin Julia Otto mit einem breiten Lächeln. „So ähnlich hatte ich es mir gewünscht. Einige sind gestolpert, aber niemand ist schwer gestürzt. Trotzdem war es nicht zu leicht gebaut“, sagte der Mannschafts-Olympiasieger von München 1972 zufrieden.

Für seine Neuerungen erntete der Brite auch Lob von den Aktiven. „Dieser Kurs ließ sich in jeder Phase sehr positiv reiten“, sagte Jung, und Klimke ergänzte: „Der Kurs war unheimlich fair gebaut, mehr kann man eigentlich nicht tun.“ Auf der 6365 Meter langen Viersternestrecke mit ihren 45 Sprüngen kamen von den 35 Startern 13 ohne Fehler ins Ziel, neun Reiter gaben auf, zwei schieden aus.

Auch im Hinblick auf die Olympiabewerbung Hamburgs für die Sommerspiele 2024 war ein störungsfreier Verlauf der Veranstaltung wichtig. Denn in Luhmühlen sollen in neun Jahren die besten Vielseitigkeitsreiter der Welt um die Medaillen kämpfen.

2016 wird die 42. Auflage vom 16. bis 19. Juni ausgetragen.