Baku. Tischtennisdamen und Kanuten Brendel und Hoff sorgen für erste Titel bei Europaspielen

Schwer lagen die goldenen Medaillen in ihren Händen, und Petrissa Solja war es vorbehalten, den passenden Kommentar dazu abzugeben. „Die sind so schwer wie die Last, die uns von den Schultern gefallen ist“, sagte die mit 21 Jahren jüngste Dame im deutschen Tischtennistrio, das am dritten Wettkampftag bei den Europaspielen in Aserbaidschans Hauptstadt Baku das geschafft hatte, was es sich vorgenommen hatte: Geschichte zu schreiben. „Wir wollten hier bei der Premiere der Europaspiele vorn sein, und wir sind sehr glücklich, dass uns das gelungen ist“, freute sich Solja nach dem 3:2-Finalsieg über die Niederlande, zu dem sie an der Seite von Xiaona Shan, 32, einen Doppelerfolg über Britt Eerland/Jiao Li beigetragen hatte.

Das entscheidende Einzel gewann schließlich Ying Han, 32, gegen Eerland deutlich mit 3:0 Sätzen. Der Druck auf die deutsche Nummer eins war hoch gewesen, schließlich war der Europameister ohne Satzverlust ins Endspiel eingezogen – und erlebte dort nach der Niederlage Ying Hans gegen Yiao Li das ungewohnte Gefühl eines Rückstands. „Ich war sehr aufgeregt, aber als ich merkte, dass Britt noch aufgeregter war, wurde ich ruhiger“, sagte die gebürtige Chinesin, die von Mittwoch an neben Solja auch im Einzelwettbewerb startet. Der Sieger dessen ist direkt für die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro qualifiziert. „Schade, dass das nicht auch für den Teamwettbewerb gilt“, sagte Petrissa Solja. Die deutschen Herren verpassten in Abwesenheit des noch immer kranken Topspielers Timo Boll, der aber weiter auf seinen Einzelstart neben Dimitrij Ovtcharov hofft, die Bronzemedaille durch ein 0:3 gegen Österreich.

Für die weiteren Höhepunkte des Montags aus deutscher Sicht sorgten die Kanuten, die als Einzige der 20 vertretenen Sportarten (davon 16 olympische) nicht in Baku um Medaillen kämpfen, sondern im rund 300 Kilometer entfernten Mingachevir. London-Olympiasieger Sebastian Brendel (Schwedt) siegte im Canadier-Einer ebenso über die 1000-Meter-Distanz wie der Troisdorfer Max Hoff, der in London Bronze geholt hatte, im Kajak-Einer. An diesem Dienstag stehen weitere zehn Entscheidungen im Kanu auf dem Programm, sodass ein Medaillenregen möglich scheint. Es dürfte im mit mehr als 30 Grad trockenheißen Aserbaidschan der einzige „Niederschlag“ sein, mit dem zu rechnen ist.