Der Deutschland-Achter gewinnt bei den Europameisterschaften in Polen mit einer dreiviertel Bootslänge Vorsprung vor Großbritannien.

Titel-Hattrick für den Deutschland-Achter: Das Flaggschiff des Deutschen Ruderverbandes (DRV) verwies im Finale der Europameisterschaften im polnischen Posen Weltmeister Großbritannien und Russland nach einer furiosen Fahrt mit einer dreiviertel Bootslänge Vorsprung auf die Plätze und holte wie schon in den vergangenen beiden Jahren EM-Gold.

„Das war absolut beeindruckend“, sagte DRV-Präsident Siegfried Kaidel nach dem neunten EM-Titel des deutschen Paradebootes seit 1959: „Mit so einem deutlichen Vorsprung hätte ich nicht gerechnet.“ Durch den Erfolg auf dem Maltasee revanchierte sich der Deutschland-Achter für die beiden Niederlagen in den WM-Endläufen 2013 und 2014 gegen die Briten und untermauerte seine Goldambitionen für die Weltmeisterschaften im französischen Aiguebelette (30. August bis 6. September) eindrucksvoll.

„Wir sind in diesem Jahr physisch und technisch weiter. Es war aber noch nicht alles perfekt. Wir haben noch Potenzial, uns zu steigern“, sagte Schlagmann Hannes Ocik (Schwerin).

Die deutschen Modellathleten hockten nach dem Kraftakt über 2000 m vollkommen ausgepumpt auf ihren Rollsitzen, bei der anschließenden Siegerehrung konnten sie aber schon wieder strahlen. Mit einem Blumenstrauß in der Hand und der Medaille um den Hals lauschten sie der deutschen Hymne.

Nach rund der Hälfte der Strecke lag der in dieser Saison noch ungeschlagene Deutschland-Achter noch knapp hinter den Briten auf Platz zwei, ehe Steuermann Martin Sauer (Berlin) das Signal zum Zwischenspurt gab. Der Entschlossenheit des Olympiasiegers hatten die Briten nichts entgegenzusetzen, bei 1500 m hatte sich die Crew von Trainer Ralf Holtmeyer den entscheidenden Vorteil erarbeitet. „Da haben wir einen rausgehauen“, sagte Ocik.

Die DRV-Bilanz in den olympischen Klassen war nicht nur wegen des Achter-Sieges positiv. Marcel Hacker/Stephan Krüger (Magdeburg/Rostock) triumphierten im Doppelzweier, der Frauen-Doppelvierer holte in der Besetzung Annekatrin Thiele (Leipzig), Marie-Catherine Arnold (Hannover), Carina Bär (Heilbronn) und Lisa Schmidla (Krefeld) den Titel. Ronja Fini Sturm/Marie-Louise Dräger (Brandenburg/Rostock) gewannen im Leichtgewichts-Doppelzweier zudem Silber. Damit war der DRV hinter den Briten (vier Siege) die zweitstärkste Nation in Posen. „Das kann Signalwirkung für die weitere Saison haben. Ich bin zufrieden“, sagte Cheftrainer Marcus Schwarzrock.

Hacker/Krüger siegten bei ihrem ersten gemeinsamen internationalen Großereignis im Doppelzweier vor den Franzosen Hugo Boucheron/Matthieu Androdias. „Es war vom Kopf ein anstrengendes Rennen. Wir sind einfach überglücklich“, sagte Hacker. Der ehemalige Weltmeister war seit 1999 mit einer kurzen Ausnahme immer im Einer gefahren. Nach schwachen Leistungen zu Saisonbeginn sitzt der Olympiadritte von 2000 in dieser Saison aber im Doppelzweier. Das Boot dürfte Zukunft haben. „Das ist Balsam für die Seele. Das ist eine super Kombination“, sagte Krüger.

Nicht ganz so euphorisch war Doppelvierer-Schlagfrau Schmidla nach dem Erfolg vor den Niederlanden. „Ich freue mich natürlich über meinen ersten EM-Titel. Den Vorsprung hätten wir uns aber deutlicher gewünscht“, sagte Schmidla.