Andreas Rettig wird Geschäftsführer beim FC St. Pauli. Nee, ist klar. Joseph Blatter ist auch unbestechlich, auf den WM-Baustellen in Katar werden internationale Arbeitsrechte geachtet, und der Hamburger SV ist ein Vorbild für zielgerichtetes Arbeiten. Nur: Rettig wird tatsächlich Geschäftsführer beim FC St. Pauli. Der Zweitligist hat es geschafft, einen der begehrtesten und profiliertesten deutschen Fußballfunktionäre für sich zu gewinnen. Der Fachmann staunt, der Laie wundert sich – und alle müssen ihren Respekt zollen. Gerade mal zwei Tage ist es her, dass der Abschied von Michael Meeske in Richtung Nürnberg offiziell verkündet wurde. Und schon ist der hochkarätige Nachfolger da. Nichts sickerte durch, die Verhandlungen waren offenbar gut vorbereitet und wurden professionell durchgeführt.

Der bei seiner Wahl durchaus von Skepsis begleitete Präsident Oke Göttlich hatte mit der ebenfalls überraschenden Verpflichtung von Trainer Ewald Lienen bereits eine mutige und richtige Entscheidung getroffen. Jetzt hatte er das Selbstvertrauen, Rettig anzusprechen und schaffte es auch noch, ihn von den Möglichkeiten seines sportlich zweitklassigen Vereins zu überzeugen. Etwas, dass dem HSV vor zwei Jahren nicht gelungen war. Und auch nicht RB Leipzig oder Hannover 96. Dem FC St. Pauli und seinem Präsidenten ist ein großer Coup gelungen. Bleibt nur zu wünschen, dass der neue Mann tatsächlich ans Millerntor passt. Und dass es nicht irgendwann heißt: Andreas Rettig war doch nur ein Witz.

Seite 38 Der „Wow“-Effekt