Kiel.

Es gibt Momente, in denen lässt sich sogar der sonst so sachliche Karsten Neitzel beim Träumen erwischen. „Man stellt sich vor, der Schiedsrichter pfeift in München ab, und man reißt die Arme hoch“, sagte der Trainer von Holstein Kiel im Hinblick auf die Relegationsspiele gegen 1860 München. Der Aufstieg in die Zweite Liga wäre die Krönung einer beeindruckenden Spielzeit. Aufgrund ihrer starken Abwehr, die in 38 Saisonspielen nur 30 Gegentreffer zuließ, entwickelten sich die „Störche“ von einem Abstiegskandidaten zu einer Spitzenmannschaft der Dritten Liga. Nun fiebert ganz Kiel dem Hinspiel am Freitag (20.30 Uhr, NDR) entgegen. Die 10.000 Tickets waren nach wenigen Minuten vergriffen.

Während der Relegationsgegner zur Vorbereitung ein Trainingslager in Norderstedt bei Hamburg absolvierte, wurde in Kiel wenig verändert. Lediglich die Trainingszeit hat Neitzel auf 20 Uhr verlegt, „damit sich der Körper daran gewöhnt, zu dieser Uhrzeit mehr zu leisten, als nur ,Gute Zeiten, schlechte Zeiten‘ zu gucken“. Der Übungsleiter, dem alle Spieler zur Verfügung stehen, wünscht sich zwei ausgeglichene Partien: „Wir sind der Außenseiter. Je länger wir es spannend halten, desto mehr steigen unsere Chancen.“ Das letzte Duell hat gezeigt, dass die Norddeutschen mithalten können. In der ersten DFB-Pokalrunde 2014/15 unterlag Kiel knapp mit 1:2.

Bei den „Löwen“ herrscht wie so oft Unruhe. Investor Hasan Ismaik ist abgetaucht, Sportchef Gerhard Poschner steht in der Kritik, zwei Spieler prügelten sich im Training. Neitzel sieht darin keinen Vorteil: „Ich glaube, dass die Mannschaft diese Probleme im Spiel völlig ausblenden kann.“

Die jüngere Statistik dürfte Kiel Mut machen. Seitdem die Relegationsspiele zur Saison 2008/09 eingeführt wurden, gewann in fünf von sechs Fällen der Drittligist. Das Rückspiel am Dienstagabend wird für die Kieler eine ganz neue Erfahrung. Zwischen 50.000 und 70.000 Zuschauer werden in der Allianz Arena erwartet