Thomas Schaaf, der eigentlich als treue Seele gilt, ist nach nur einem Jahr als Trainer von Eintracht Frankfurt zurückgetreten. Enttäuscht, frustriert, gekränkt. Und das, obwohl der Coach die sportlichen Ziele trotz Verletzungssorgen mit Rang neun erreicht hat. Mit einem Team, dessen Etat rund 20 Millionen Euro unter dem des HSV angesiedelt ist.Die Mehrheit der Spieler soll aber dennoch nicht bedingungslos hinter ihrem Trainer gestanden, ihm mangelnde Kommunikation sowie eine fehlende sportliche Linie vorgeworfen haben. Teilen der Vereinsführung stieß dies auf, so dass sie öffentliche Rückendeckung für Schaaf vermied.

Diese ist für den 54-Jährigen aber unabdingbar. Schaaf kennt es ja gar nicht anders. In Bremen konnte er schalten und walten wie er wollte, fast immer wohlwollend begleitet von der Bremer Journaille. Insofern ist der Rücktritt des Fußballlehrers, der als absolut integer gilt, nur konsequent. Die Frage muss aber erlaubt sein, ob Schaaf mit seiner ihm eigenen, staubtrockenen Art langsam zum Auslaufmodell in der Bundesliga wird. Übungsleiter nach Vorbild von Louis van Gaal, Gertjan Verbeek, Bert van Marwijk oder auch Felix Magath, die in erster Linie für Erfahrung und Autorität stehen, sind rar geworden. Kommunikative und motivatorische Fähigkeiten werden mittlerweile genauso geschätzt. Und zur Plaudertasche wird sich Schaaf kaum noch entwickeln. Echte Probleme bei der Jobsuche wird der gebürtige Mannheimer nicht bekommen, dafür ist seine Reputation und fachliche Kompetenz zu groß. Und die ist sicherlich nachhaltiger als pure Dampfplauderei. Dennoch muss Schaaf bei seiner nächsten Anstellung beweisen, dass er nicht nur Bremen kann.

Seite 28: Gekränkter Schaaf wirft hin