Darmstadt. St. Paulis Präsident Oke Göttlich spricht über die anstehenden Herausforderungen

Unmittelbar vor dem letzten Saisonspiel gab sich St. Paulis Präsident Oke Göttlich noch betont locker. „Ich freue mich nur auf das Spiel“, sagte er und begab sich in den Fanblock. Dagegen war ihm noch mehr als eine halbe Stunde nach dem Abpfiff im Darmstädter Stadion am Böllenfalltor anzumerken, wie sehr ihn die dramatische Schlussphase, als noch der Sturz auf den Relegationsplatz drohte. mitgenommen hatte. Mit zunächst zittriger Stimme aber stellte er sich dennoch den Fragen des Abendblatts, bevor er sich auf den Weg zum Bahnhof begab, um mit dem Fan-Sonderzug nach Hamburg zu fahren.

Hamburger Abendblatt: Sie sind im vergangenen November zum Präsidenten des damals schon abstiegsbedrohten FC St. Pauli gewählt worden. Was empfinden Sie jetzt nach dem erreichten Klassenverbleib?

Oke Göttlich: Wir haben in den vergangenen sieben Monaten nichts anderes getan, als den Leuten da draußen zu zeigen, dass wir wieder eine Gemeinschaft werden wollen mit allen, die darauf Lust haben, uns aus der schwierigen Situation zu befreien. Zum Glück sind die Fans, die Medien und auch wir intern die ganze Zeit ruhig geblieben, obwohl unsere Lage wirklich schlecht war.

Haben Sie zu Beginn Ihrer Amtszeit geglaubt, dass die jetzt erreichten 37 Punkte dringend nötig sein würden, um den Klassenerhalt direkt zu schaffen?

Göttlich: Ich habe mir nichts sehnlicher gewünscht, als dass wir über dem Strich bleiben. Zwischendurch habe ich mal gedacht, dass 34 Punkte reichen könnten. Doch dann fingen nicht nur wir, sondern auch alle Konkurrenten an, ihre Spiele zu gewinnen.

Als Sie Mitte Dezember Ewald Lienen als neuen Trainer holten und Thomas Meggle nicht etwa beurlaubten, sondern zum Sportchef machten, löste dies vielfach Kopfschütteln aus. Fühlen Sie sich heute in dieser Entscheidung bestätigt?

Göttlich: Ganz Fußball-Deutschland hat über diese Personal-Rochade gelacht. Aber wir haben damals versucht, sehr schnell wieder ein Team herzustellen, Thomas Meggle gebührt großer Dank. Er hat diese Aufgabe ganz toll angenommen und arbeitet wie ein Stier.

Was nehmen Sie sich jetzt für die neue Saison vor?

Göttlich: Wir werden jetzt keine stupiden Saisonziele ausgeben, sondern wollen einfach nur diese positive Erfahrung, die wir jetzt mit dem Klassenerhalt erlebt haben, in die neue Spielzeit mitnehmen. Unsere Devise soll heißen: Wir sind St. Pauli, wir sind eine Gemeinschaft, und gemeinsam packen wir es. Selbstverständlich erhoffen wir uns, dass etwas Positives daraus entsteht, dass wir diese Situation gemeistert haben.

Um wie viel einfacher ist es, jetzt wieder für die Zweite Liga planen zu können, als es bei einem Abstieg gewesen wäre?

Göttlich: Wir stehen auch jetzt vor großen Herausforderungen. Wir haben zwar eine Mannschaft, was in der Dritten Liga nicht so gewesen wäre, aber diese muss ergänzt werden, weil uns auch Leute verlassen. Ganz wichtig ist aber, dass wir es schaffen, die Geschäftsstelle und den sportlichen Bereich stärker zu verzahnen. Wir müssen gemeinsam, inhaltlich und konzeptionell einen Weg nach vorn finden. (C.H.)