Wie schön es ist, dass es in unserer im medialen Dauerfeuer erstickenden Welt noch Momente gibt, die einen mit vor Erstaunen offen stehendem Mund verharren lassen! Als Lionel Messi am Mittwoch Bayern Münchens Verteidiger Jérôme Boateng zur Slalomstange degradierte und den Ball über Manuel Neuer, den besten Torhüter der Welt, zum 2:0 für den FC Barcelona ins Netz chippte, da war die ganze Schönheit des Fußballs auf wenige Bewegungen komprimiert zu bewundern.

Wer ernsthaft daran zweifelte, dass der 27 Jahre alte Argentinier trotz seiner nur 170 Zentimeter Körperlänge der größte Kicker seiner Zeit ist, der dürfte seit der von diesem Zauberzwerg initiierten Demontage des deutschen Meisters klar sehen. Cristiano Ronaldo, Messis ewiger Widerpart von Real Madrid, mag der wuchtigere, effizientere Torjäger sein. Aber was Messi mit dem Ball in höchstem Tempo auf engstem Raum anstellt, das ist Kunst.

Vergessen sollte man nicht, dass das Herausheben Einzelner in Teamsportarten nur bedingt aussagekräftig ist. Wer den Messi im Nationaltrikot mit dem im Blau und Rot des wahren FCB vergleicht, mag sich fragen, ob für Argentinien dessen Bruder aufläuft. Und natürlich könnte man anführen, dass mit Mitspielern wie Luis Suárez und Neymar leicht glänzen ist. Doch weil Messi einer ist, der immer erst die anderen in Szene setzt, ehe er selbst zur Tat schreitet; weil er das Spiel nicht nur mit Toren prägt, sondern es durch seine Präsenz zu einem Erlebnis machen kann, verdient er es, aus einem herausragenden Kollektiv auch bisweilen herausgehoben zu werden.