Superstar Lionel Messi und Neymar sorgen für die 0:3-Niederlage der Münchener im Halbfinale der Champions League in Barcelona

Peter Müller

„Road to Berlin” steht groß und breit an der Fußgängerbrücke am imposanten Stadion Camp Nou, in dem der FC Barcelona zu Hause ist und das am Mittwochabend 98.000 Menschen füllten. Die Brücke führt ins Museum des stolzen katalanischen Klubs, der dort auch vier silberne Trophäen präsentiert, die er als Europas Champion gewann. Am 6. Juni könnte eine weitere hinzukommen, falls Barca das in der deutschen Hauptstadt stattfindende Finale erreichen sollte. Und Henkelpott Nummer fünf ist in Sichtweite.

Der grandiosen Lionel Messi entschied das erste Halbfinale der Königsklasse gegen den FC Bayern München mit zwei Treffern quasi im Alleingang. Der Brasilianer Neymar setzte dann noch in der Nachspielzeit das Tor zum 3:0-Sieg für die Katalanen drauf, der für die Bayern praktisch das Ende ihrer Finalhoffnungen bedeutet. „Dass wir uns in Barcelona dreimal auskontern lassen, darf natürlich nicht passieren“, sagte Kapitän Philipp Lahm, „wir hatten auch unsere Chancen, sie hatten Chancen. Aber wir haben am Ende drei entscheidende Ballverluste. Das ist sehr bitter.“

Bayern-Trainer Pep Guardiola hatte es schon vor seiner von Emotionen begleiteten und von Deutungen überfrachteten Heimkehr gewusst: Es sei unmöglich, Messi zu stoppen, hatte er behauptet - er hatte sich aber bestimmt nicht gewünscht, auf diese Weise bestätigt zu werden.

Während das von Messi gelenkte Barca in Top-Besetzung antrat, spielten Guardiolas Bayern ohne die verletzten Arjen Robben, Franck Ribéry, David Alaba und Holger Badstuber. Aber mit Robert Lewandowski: Der polnische Angreifer, der vor einer Woche im Pokalspiel gegen Borussia Dortmund einen Oberkieferbruch, einen Nasenbeinbruch und eine Gehirnerschütterung erlitt, lief furchtlos mit einer Gesichtsmaske auf.

Die Begegnung der vielen Männer mit großen Namen hielt von Beginn an, was sie versprochen hatte: Das Spiel war rasant, kampfbetont, intensiv, unterhaltsam. Vor allem die Bayern-Abwehr verrichtete unaufhörlich Schwerarbeit. Die erste Top-Chance für Barcelona ergab sich in der zwölften Minute, als Lionel Messi den Ball perfekt in den Lauf von Luis Suárez spielte, der wegen eines Stellungsfehlers von Jerome Boateng allein auf Manuel Neuer zusteuern konnte - per Fußbabwehr verhinderte der weltbeste Torwart einen frühen Rückstand.

Zeit zum Luftholen blieb nicht: Schon drei Minuten später hatten die Bayern großes Glück, als sich Suárez in den Strafraum dribbelte und nach innen auf Neymar passte, doch der traf aus kurzer Distanz nicht das Tor, sondern das Knie von Rafinha.

„Es ist unmöglich, in Barcelona nur mit Verteidigung zu spielen”, hatte Pep Guardiola vor der Partie gesagt und gefordert: „Wir müssen angreifen!” Seine Spieler versuchten zu kontern, wenn es mal möglich war. Und in der 18. Minute wären sie beinahe erfolgreich gewesen: Thomas Müller flankte auf den überraschend frei stehenden Robert Lewandowski, doch der Maskierte verfehlte das von dem früheren Mönchengladbacher Marc-André ter Stegen gehütete Gehäuse. In Minute 39 war wieder Manuel Neuers Tatkraft gefragt: Diesmal tauchte Neymar allein vor ihm auf, erneut klärte der Keeper reaktionsschnell mit dem Fuß.

Erstaunlich, dass es zur Pause noch 0:0 stand. Nichts erinnerte mehr an das Halbfinale von 2013, als der deutsche FCB über den spanischen FCB gnadenlos hinweggerauscht war und nach dem 4:0 im Hinspiel auch in Barcelona mit 3:0 aufgetrumpft hatte. Barca war damals extrem abhängig von dem angeschlagenen Lionel Messi, der im Rückspiel auf der Bank bleiben musste.

Längst aber ist der argentinische Ausnahmefußballer wieder in Top-Form. Seine Täuschungsmanöver bei Hochgeschwindigkeit animierten das Publikum auch am Mittwochabend wieder zu Szenenapplaus. Lange Zeit schafften es die Bayern aber, ihn aufzuhalten, indem sie sich ihm beherzt entgegenwarfen.

In Minute 77 aber streckte sich Manuel Neuer vergeblich, da stach der Floh dann doch zu: Messi kurvte von rechts nach innen, zog mit links ab und platzierte die Kugel traumhaft sicher im rechten unteren Eck. Einmal in Fahrt, war er nicht mehr aufzuhalten: Der Argentinier berauschte sich an seinem Spiel, tanzte Boateng aus und lupfte den Ball über Neuer hinweg - 2:0 in der 80. Minute.

Die Bayern werden ein gutes Navigationsgerät brauchen, wenn sie im Rückspiel am Dienstag die Straße nach Berlin finden wollen.