Berlin. Eine neue Dopingstudie soll nachgewiesen haben, dass Doping in Mikrodosierungen leistungsfördernd und so gut wie nicht nachweisbar ist.

Doping in kleinsten Dosen erwirkt ebenfalls Leistungssteigerungen und ist nahezu nicht nachzuweisen. Das geht aus einer Studie aus Frankreich hervor, die der Fernsehsender France 2 in Auftrag gegeben hatte. Durchgeführt wurde die Studie vom Pariser Sportphysiologen Pierre Sallet.

In der wissenschaftlichen Arbeit so sollte der mutmaßlich gängige Gebrauch von Dopingmitteln im Spitzensport simuliert und die Grenzen des Anti-Doping-Kampfes aufgezeigt werden. Dafür wurden acht Ausdauerathleten unter strenger medizinischer Aufsicht einen Monat lang gezielt mit Eigenblut, das am 20. Tag reinfundiert wurde, gedopt.

Dazu kamen der Blutverdicker EPO, Wachstumshormon und Kortikosteroide. Er fühle sich „wie auf einen anderen Planeten“ versetzt, habe ein Studienteilnehmer den Effekt beschrieben. Und die Medikationen in Mikrodosierung hinterließen keinerlei Auffälligkeiten in den Blutpässen der Probanden.

Die Steigerung der Leistungsfähigkeit war enorm. Einer der acht gut trainierten Amateursportler, der täglich 24 Kilometer weit lief, drückte seine Bestmarke während der Testphase auf dieser Strecke um zehn Minuten. Die größte Verbesserung beim 3000-m-Lauf in der Halle belief sich auf 31 Sekunden. Der beste Radfahrer steigerte seine Leistung um fünf Prozent.

„Leistungszuwachs überraschend“

„Dieser Leistungszuwachs ist schon überraschend. Diese Mikrodosierung hatte einen enormen Effekt, das war vorher in diesem Maße nicht bekannt“, sagte der Nürnberger Pharmakologe und Dopingexperte Fritz Sörgel und sprach von einer „Blaupause“ für den Alltagsgebrauch im Spitzensport: „Man muss davon ausgehen, dass es so gemacht wird.“

Doping in Mikrodosen ist nur in einem extrem kurzen Zeitraum von wenigen Stunden nachweisbar. Fällt dieser Zeitraum in die Nacht, kann der gedopte Athlet sich praktisch sicher sein, nicht erwischt zu werden. Laut France 2 wurden die Athleten während der Studie „zu keiner Zeit positiv getestet“.

Die getesteten Sportler berichteten zudem von einer enormen Verbesserung der allgemeinen Fitness und des Wohlbefindens. „Ein Athlet hat ausgesagt, dass er jeden morgen um fünf Uhr früh topfit senkrecht im Bett steht. Insofern ist die Studie auch eine Anleitung für den Normalo im Alltag - was natürlich problematisch ist“, sagte Sörgel.

Wada kritisiert den Versuch

Die Welt-Anti-Doping-Agentur Wada hatte die brisante Studie zuvor genehmigt. Dennoch sah sie sich dazu veranlasst, eine Stellungnahme zu schreiben, in der sie zumindest festhalten wollten, dass sie die Studie weder „preisen“ noch gutheißen wolle. Dies sei in der dazugehörigen TV-Dokumentation des französischen Senders falsch dargestellt worden.

Die Wada äußerte Kritik, dass die Studie nicht den Wada-Richtlinien zum „Athlete Biological Passport“ (der biologische Pass) gefolgt sei. Mit dem Pass sollen leistungssteigernde Manipulationen nachgewiesen werden. Darin werden die biologischen Daten der Profis während ihrer aktiven Karriere gespeichert. Anders als bei Dopingtests, wo die aktuelle Bestandsaufnahme des Blutbildes erfolgt, soll mit dem biologischen Pass die Veränderung des Blutbildes über einen langen Zeitraum dokumentiert werden. Voraussetzung dafür ist eine entsprechende Anzahl an Blutabnahmen bei den Athleten.

Die Wada kritisiert zudem, dass die Studie nicht noch einmal das Peer-Review-Verfahren, eine Art Doppel-Gutachten mit unabhängigen Gutachtern, durchlaufen hat. Dies ist vor allem vor Veröffentlichungen in wissenschaftlichen Zeitschriften der Fall. Die Wada distanzierte sich zudem von dem Verfahren, „Athleten als menschliche Versuchskaninchen“ mit Leistungssteigernden Drogen zu verwenden. (sid/dpa/lem)