Hamburg. Die Hamburg Huskies starten in ihre erste Saison in der German Football League – und zehren dabei von ihrer Aufbauarbeit.

Was seine Dauerkarte gekostet hat, weiß Thomas Mathiesen aus dem Stegreif gar nicht zu sagen. Das Geld ist wie in jedem Jahr vom Konto runtergegangen, und wenn es diesmal ein paar Euro mehr waren, dann hätte er sogar Verständnis dafür. Immerhin sind seine Hamburg Huskies erstmals in die German Football League (GFL) aufgestiegen, genau 20 Jahre nach ihrer Gründung.

Mathiesen und sein Fanclub Sea Vibrations werden am Sonnabend mit einem kleinen Stand im Hammer Park vertreten sein, wenn um 17 Uhr der historische Kick-off gegen die Kiel Baltic Hurricanes erfolgt. „Wir wollen ein bisschen Akquise betreiben“, sagt Mathiesen. Es ist ja nur noch ein gutes Dutzend Mitstreiter übrig geblieben von den einstmals 100 Fans der Sea Devils, die 2007 nach dem Ende der Profiliga NFL Europa zu den damaligen Hamburg Eagles übergelaufen sind.

Mathiesen hat seitdem alle Höhen und vor allem Tiefen mitgemacht. Ist mit in die Regionalliga abgestiegen und hat geholfen, das Spielfeld zu präparieren, weil dem Verein das Geld fehlte. Er sagt: „Wir haben alle eine gewisse Leidensfähigkeit gelernt.“

Da hebt man nicht ab, nur weil man plötzlich zur Eliteklasse des deutschen Footballs gehört. Der Eintrittspreis liegt denn auch wie im Vorjahr bei acht Euro. Martin Sieg will den Verein erst gar nicht abhängig machen von den Einnahmen aus dem Kartenverkauf, auch wenn er zum Auftakt auf bis zu 2000 Zuschauer hofft. Der zweite Vorsitzende und Marketingchef der Huskies hat in den vergangenen Monaten die Erfahrung machen müssen, „dass sich Erstliga-Football schwer verkauft“. Dieser Umstand hat schon die Blue Devils vor einem Jahr zum Rückzug aus der GFL bewogen, der viermalige deutsche Meister startet jetzt einen Neuanfang in der fünftklassigen Verbandsliga.

Viele ehemalige Spieler der Blue Devils haben damals bei den Huskies eine sportliche Heimat gefunden. „Sie haben uns den vielleicht entscheidenden Schub für den Aufstieg gegeben“, sagt Sieg. Nun aber, da es geschafft ist, beginnen die Huskies von ihrer eigenen Aufbauarbeit zu profitieren – und das bekam der erste Gegner schon lange vor dem Saisonauftakt zu spüren. 15 der 65 Spieler im Hamburger Kader spielten vergangene Saison noch für die Baltic Hurricanes. Die meisten von ihnen haben die Jugendabteilung der Huskies durchlaufen, die schon seit vielen Jahren erstklassig ist.

Sie kehren nun zurück, aus alter Verbundenheit, aber nicht nur. „Für diese Spieler war Kiel bisher die naheliegendste Möglichkeit, in der ersten Liga zu spielen“, sagt Sieg, „jetzt entfällt der Aufwand für die Pendelei.“ Der ist nämlich nicht nur zeitlicher Natur. Eine Aufwandsentschädigung, wie sie in Kiel und anderen führenden Football-Standorten gezahlt wird, können die Huskies ihren deutschen Spielern nicht anbieten. Allenfalls einen Rabatt auf den Vereinsbeitrag, je nach Entfernung, die die Spieler auf sich nehmen, um das Training zu besuchen. Eine entsprechende Beitragsordnung haben die Huskies nach dem Übertritt vom Harvestehuder zum Marienthaler THC im vergangenen Jahr ausgearbeitet.

Auch die fünf US-amerikanischen Leistungsträger müssen größtenteils mit Sachleistungen zufrieden sein: Flug, Wohnung, HVV-Abonnement, Essen auf dem Trainingsgelände, Mitgliedschaft im Fitnessclub. Eine Geldzuwendung müssen sie sich als Trainer für den Nachwuchs erarbeiten. Mehr geht nicht bei einem Verein, der sich ansonsten überwiegend mit Beiträgen, Spenden und Fördergeldern über Wasser hält. Ein Hauptsponsor, der einen fünfstelligen Betrag investieren würde, wurde bislang nicht gefunden. „Unser Etat ist im Moment verschwindend gering“, sagt Sieg.

Sogar Cheftrainer André Schleemann, der wie zwei weitere Mitglieder seines Stabs ebenfalls eine Kieler Vergangenheit hat, muss für die 100 Kilometer lange Fahrt zum Training selbst aufkommen. Er hofft mit seiner Mannschaft um den vierten Play-off-Platz mitspielen zu können in der GFL Nord, die er „die stärkste Liga Europas“ nennt. Die ersten drei scheinen an die finanzstarken Teams Dresden, Braunschweig und Kiel vergeben zu sein. Immerhin: Den sofortigen Wiederabstieg brauchen die Huskies nicht zu fürchten. Nachdem die Cologne Falcons Mitte März ihren Rückzug aus der GFL verkündet haben, ist der Klassenerhalt zumindest sportlich bereits gesichert.