München. Sebastian Steudtner ist Deutschlands einziger Big-Wave-Surfer. Am Freitag könnte der 29-Jährige nicht nur den „Global Big Wave Award“ gewinnen.

Sebastian Steudtner ist einer der erfolgreichsten Big-Wave-Surfer der Welt. Und ab Freitag vielleicht sogar Weltrekordhalter. Gemeinsam mit vier weiteren Surfern ist der deutsche Exot für den „Global Big Wave Award“ nominiert, der im US-Bundesstaat Kalifornien verliehen wird. Seine Konkurrenten kommen aus Australien und Portugal.

Bei der Verleihung entscheidet sich auch, ob es nicht nur die größte Welle des Jahres war, sondern sogar ein Weltrekord. Dann gibt es zusätzlich zu den 10.000 US-Dollar Preisgeld auch noch einen Eintrag ins Guinness-Buch. Ein schönes Geschenk zu Steudtners 30. Geburtstag am 4. Mai.

Die Jury muss dafür bestätigen, dass die Welle, in die er sich am 11. Dezember vergangenen Jahr vor Nazaré an der portugiesischen Atlantikküste wagte, höher war als die 23,8 Meter des bisherige Weltrekords von Garrett McNamara aus dem Jahr 2011. Das bedeutet Wassermassen von bis zu 500.000 Tonnen und eine Geschwindigkeit von bis zu 80 Kilometern in der Stunde.

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„Wir haben vier Jahre daran gearbeitet, die ultimative Welle, die Welle meines Lebens zu finden“, sagt Steudtner im Interview der Deutschen Presse-Agentur in München kurz vor seinem großen Tag. Ihm persönlich komme es gar nicht so sehr auf die Größe an. Aber: „Der Weltrekord ist eigentlich ein Mittel, den Leuten die Sportart nahe zu bringen. Einen Weltrekord – das versteht jeder.“

Big-Wave-Surfer Sebastian Steudtner
Big-Wave-Surfer Sebastian Steudtner © dpa | Britta Schultejans

Mit nur 16 Jahren verließ Steudtner seine Heimat Nürnberg in Richtung Hawaii. Wasser, so sagt er, sei immer sein Lieblingselement gewesen. „Und Sport war meine Lieblingstätigkeit und Sport auf dem Wasser ist die absolut beste Möglichkeit für mich, mein Leben zu verbringen.“ Weil es in Bayern nun mal keine Wellen gibt, musste er hinaus in die große, weite Welt.

Auf Hawaii lernte er erst das Surfen - dann wagte er sich an die richtig großen Wellen heran. „Gigantisch“ sei sein erster Ritt auf einer Riesen-Welle gewesen, erinnert er sich. „Es gibt nicht wirklich Worte dafür. Das ist ein Berg aus Wasser, der Dich anschiebt. Da spürt man eine Kraft, die unvorstellbar ist. Das kann man nicht mit etwas Mechanischem vergleichen.“

Und so verbringt er seine Zeit seit Jahren vorzugsweise auf dem Wasser. Leben kann er davon nicht - von der Vermarktung seiner Person allerdings schon. Jahrelang sei das gar nicht einfach gewesen, weil er sich in einer Zwickmühle befand: Deutsche Firmen wollten nicht mit ihm werben, weil das klassische, unbekümmerte Surferboy-Image nicht zum eigenen passte. Firmen aus Australien und den USA wollten dieses Image dagegen - nahmen es einem als diszipliniert und ehrgeizig verschrienen Deutschen aber nicht ab. Ein Teufelskreis, aus dem Steudtner sich nur langsam befreien konnte. Inzwischen hat er nach eigenen Angaben seine Nische gefunden - lukrative Werbeverträge inklusive.

Sebastian Steudtner in Nazare, Portugal
Sebastian Steudtner in Nazare, Portugal © dpa | To Mane

Im Moment könne er sich nicht vorstellen, irgendetwas anderes zu machen, sagt Steudtner, der sich gerade in Bayern von einer Schulterverletzung erholt hat. Aber das könne sich ja mal ändern - zum Beispiel, wenn er Familie hat. „Ich bin nicht besessen von dem Gedanken, zu surfen bis ich 50 bin. Wenn es morgen vorbei ist, ist es eben vorbei. Dann mach ich was anderes.“ (dpa)