Köln . Zu Saisonbeginn hatte niemand die Atlanta Hawks auf dem Zettel. Nun stehen die Chancen für Nationalspieler Dennis Schröder und die Hawks in den Play-offs besser als für Dirk Nowitzki und die Mavericks.

So ganz genau weiß Dirk Nowitzki selbst nicht, wo es hingeht. „Es ist eine verrückte Saison für uns. Wir sind nicht ganz sicher, was wir in den Play-offs erwarten sollen“, sagte der Basketball-Superstar. Seine Dallas Mavericks treffen in der ersten Runde auf die Houston Rockets. Trainer Rick Carlisle kündigte für die am Samstag beginnende best-of-seven-Serie einen heißen Tanz an: „Wir werden aus allen Rohren schießen.“

Bei Dennis Schröder sind die Rollen klar verteilt. Als bestes Team im Osten sind seine Atlanta Hawks gegen die Brooklyn Nets haushoher Favorit. NBA-Aufsteiger Schröder ist in seinem zweiten Jahr zu einer festen Größe im Team von Coach Mike Budenholzer gereift. Erzielte der 21-Jährige in seiner Rookie-Spielzeit noch 3,7 Punkte im Schnitt, kommt er nun auf zehn. Das ein oder andere Spiel mit über 20 Zählern war auch dabei - und das, obwohl der schmächtige Braunschweiger nur die Nummer zwei hinter Jeff Teague ist.

„Wir können so viel erreichen, wie wir wollen“, hat Schröder schon vor einiger Zeit mit Blick auf die Meisterschaft gesagt. Alle vier Begegnungen mit den Nets in der Hauptrunde gingen an Atlanta, das 60 von 82 Spielen gewann. „Wir haben das Gefühl, dass es diesmal etwas ganz Großes werden kann. Wir müssen nur rausgehen und es beweisen“, sagte Hawks-Allstar Paul Millsap.

In Dallas hatten die Verantwortlichen im Stillen auf Houston gehofft, auch um einem erneuten Erstrundenduell mit Meister und Angstgegner San Antonio Spurs aus dem Weg zu gehen. Am letzten Hauptrunden-Spieltag taten die Rockets dem texanischen Konkurrenten den Gefallen. Mit einem 117:91 gegen Utah Jazz rückte das Team um MVP-Kandidat James Harden auf Platz zwei.

Obwohl es zuletzt verbale Scharmützel zwischen Mavericks-Besitzer Mark Cuban und Houstons Geschäftsführer Daryl Morey gegeben hat, ist es für Nowitzki kein besonderes Duell. „Wenn man einmal in zehn Jahren gegen ein bestimmtes Team spielt, kann man nicht wirklich von einer Rivalität sprechen“, sagte er den Dallas Morning News.

„Das gibt viel Lärm von außen“, befürchtet Carlisle: „Wir müssen uns auf das Wesentliche konzentrieren.“ Die Statistik spricht gegen seine Schützlinge. Kein siebtplatziertes Team hat je den Titel geholt - und doch scheint mehr möglich als noch vor einem Jahr. Nach einer langen Durststrecke im Dezember und Januar, als Nowitzki eine Magen-Erkrankung aus der Bahn warf, ist der 2,13-m-Mann rechtzeitig wieder in Topform.

Gerade erst ist der 36-Jährige, der im Sommer für eine schlagkräftige Truppe große Gehaltseinbußen in Kauf genommen hat, zum zweiten Mal Vater geworden. Söhnchen Max und Tochter Malaika sollen stolz sein auf den Papa. Schließlich ist es wohl der letzte Anlauf für Nowitzki.

Wenn Dallas die Sensation gelingt, könnte es im Finale zum Duell mit dem 15 Jahre jüngeren Schröder kommen. Das allerdings wäre für den neuen Bundestrainer Chris Fleming eine sportliche Katastrophe. Schließlich sollen die beiden im Herbst für eine erfolgreiche EM (5. bis 20. September) sorgen, doch je weiter es für Routinier Nowitzki geht, desto unwahrscheinlicher wird seine Teilnahme. Man ist schließlich keine 21 mehr - so wie Dennis Schröder.