Shanghai. Formel 1 Brite gewinnt souverän in Shanghai, Vettel im Ferrari Dritter

Sichtlich angefressen beschwerte sich Nico Rosberg bei seinem Mercedes-Stallrivalen, fast schon amüsiert nahm Lewis Hamilton die Klage zur Kenntnis. Nach dem souveränen Sieg des Briten in Shanghai warf der gebürtige Wiesbadener dem Formel-1-Weltmeister vor, seinem Rennen „unnötigerweise geschadet“ zu haben. „Es ist interessant, von dir zu hören, Lewis, dass du vorne nur an deine Geschwindigkeit gedacht hast“, meinte Rosberg schnippisch. Sein Vorwurf: Hamilton habe ihm durch eine zu reifenschonende und damit zu langsame Fahrweise „Stress verursacht“ im Kampf mit Sebastian Vettels Ferrari, der am Ende Dritter wurde.

Hamilton reagierte auf die Kritik unbeeindruckt: „Es ist nicht meine Aufgabe, mich um das Rennen von Nico zu kümmern. Meine Aufgabe besteht darin, meinen Wagen zu beherrschen und den Wagen so schnell wie möglich heimzubringen. Das habe ich gemacht.“ Rosberg hätte ja versuchen können, ihn zu überholen, entgegnete Hamilton.

Der Titelverteidiger kontrollierte den Großen Preis von China von Beginn an. Schon beim Start verteidigte er seine Spitzenposition aus dem Qualifying im Kampfmodus: Hamilton stellte seinen Wagen schräg in die Parkbox, um so direkt nach rechts vor Rosberg ziehen zu können. Der Plan ging auf. Nach überschaubarer Action auf der Strecke ging das Rennen unspektakulär hinter dem Safety-Car zu Ende, weil der Toro Rosso des 17-jährigen Max Verstappen zwei Runden vor Schluss auf der Start- und Zielgeraden stehen geblieben war. Den Stunk gab’s danach.

Nach dem 35. Karrieresieg Hamiltons war Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff um Beschwichtigung bemüht: „Dass Nico so emotional gehandelt hat, ist verständlich. Dass Lewis es so gespielt hat, ist auch verständlich.“ Der Österreicher warnte aber vor einer neuen Eiszeit zwischen den Silberpfeilpiloten. „Die Rivalität ist okay, solange sie nicht zu weit geht. Wir müssen aufpassen, dass es nicht dazu führt, dass eine Situation eskaliert.“ So wie in Monaco 2014. Im Fürstentum brach der Krach aus, nachdem der Zweitplatzierte Hamilton Sieger Rosberg nach einem Eklat in der Qualifikation die Freundschaft gekündigt hatte. Eine Neuauflage des Teamzoffs soll es nun nicht geben. Wolff sprach von einer konstruktiven Nachbereitung des Rennens: „Da war keine Feindseligkeit.“ Auch der immer noch verstimmt wirkende WM-Zweite von 2014 wollte davon nichts wissen und beteuerte nach dem zweiten Saisonsieg des Weltmeisters: „Es ist alles geklärt.“ Er vertraue darauf, dass sich so etwas nicht wiederhole.

Sebastian Vettel war mit Platz drei nach seinem Triumph in Malaysia vor zwei Wochen hingegen zufrieden. „Alles in allem ein sehr großer Erfolg. Ich denke, wir sind deutlich näher dran als vor vier Wochen“, sagte er und forderte aber auf der Jagd nach den Silberpfeilen weiter Bescheidenheit: „Wenn wir weiter kleine Schritte nach vorne machen, freue ich mich darauf, eine echte Herausforderung für sie zu sein.“ Auf einen Mercedes-Patzer hoffte die Scuderia in Asien vergebens. „Wir haben darauf gewartet, dass Mercedes einen Fehler macht, aber da kam keiner“, sagte Teamchef Maurizio Arrivabene.