Hamburg. Vor dem HSV-Spiel gegen den VfL Wolfsburg sorgen neue Spekulationen um Wunschtrainer Thomas Tuchel für Aufregung

Freitag, 11.25 Uhr: Die Nachricht, auf die alle HSV-Fans seit Langem sehnsüchtig warten, ist da. Trainer Thomas Tuchel kommt nach Hamburg, auch bei einem Abstieg in die Zweite Liga. Das meldet Sky Sport News HD. Erleichterung. Endlich! Hoffnung, Aufbruch. Fast Euphorie.

Noch hat Peter Knäbel in Zusammenarbeit mit Peter Hermann die sportliche Verantwortung für die angestellten Fußballspieler der HSV Sport AG. Am Freitag ließ er das Abschlusstraining vor dem Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg am Sonnabend (18.30 Uhr/Sky und Liveticker bei abendblatt.de) geheim in der Arena absolvieren. Nichts zu sehen von seinen Ideen, wie es ausgerechnet gegen den Tabellenzweiten der Liga mit dem Toreschießen klappen soll. „Es geht nicht, dass 57.000 Zuschauer ins Stadion kommen und wir nicht aufs Tor schießen“, hatte Knäbel gesagt. Man wird es am Sonnabend erleben.

Seit der Direktor Profifußball am 22. März in anerkennenswerter Selbstaufopferung seine Bereitschaft erklärt hatte, bis Saisonende das Team als Trainer zu begleiten, war klar, dass der HSV eine große Lösung für die kommende Spielzeit mindestens im Kopf, wahrscheinlich in der Hand hat. Dass sich Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer diverse Male mit dem ehemaligen Coach von Mainz 05 getroffen hatte, hat der HSV längst eingeräumt. „Der HSV ist bereit, ein Konzept mit Thomas Tuchel zu gehen“, sagte Aufsichtsratschef Karl Gernandt vorlaut: „Thomas Tuchel kostet viel Geld. Wenn er es wert ist, ist er nicht teuer.“

Einen Vierjahresvertrag soll Tuchel beim HSV erhalten, dotiert mit drei Millionen Euro jährlich. Das Gesamtpaket einschließlich Stamm-Co-Trainer Arno Michels und eventuell weiteren Assistenten soll fünf Millionen Euro betragen. Alles auf Tuchel vom Sommer an, so lautet der Wunsch beim HSV, und die Finanzierung hat der Club bereits durchgerechnet – „durchdekliniert“, sagt Gernandt. Grundsätzlich sind sich Trainer und Verein tatsächlich einig. Der Hauptsponsorenvertrag mit der Airline Emirates steht kurz vor der Verlängerung, Investor Kühne gab insgesamt 34,75 Millionen für Anteile und Stadionnamensrechte, Alexander Otto spendet zehn Millionen Euro für das Campus-Projekt, und der „Unbekannte Dritte“ (Gönner) stellte ein Darlehen von acht Millionen Euro bereit. Dazu sinken die Kaderkosten allein durch auslaufende Verträge im zweistelligen Millionenbereich. Offenbar kann sich der HSV Tuchel also leisten, auch in Liga zwei, irgendwie. Das glaubt er jedenfalls.

12.09 Uhr: Tuchels Berater dementiert eine Übereinkunft des Trainers mit dem HSV. „Es gibt keine Einigung von Thomas Tuchel über einen Vertrag mit dem Hamburger SV, es gibt keinen neuen Stand“, sagte Felix Ahns der dpa. Ernüchterung. Ratlosigkeit.

Der „alte Stand“ ist aber auch, dass Tuchel am vergangenen Wochenende Hamburgs finanziell potentem Mitbewerber RB Leipzig abgesagt hatte. „Er geht nicht in die Zweite Liga“, erklärte Leipzigs Sportchef Ralf Rangnick. „Schwer vorstellbar“, sagte Tuchel zum Thema Zweite Liga. Das ist nicht das Gleiche. Das ist ein Hintertürchen für den HSV. Durch das der Club aber keinesfalls gehen will. Auch die Fans wollen wieder helfen, der Supporters Club hat zu Unterstützung aufgerufen: „Wir müssen jetzt zusammenstehen, um gemeinsam die Klasse zu halten.“ 56.000 Karten sind bereits für das Spiel gegen Wolfsburg abgesetzt, angesichts der fußballerischen Armut der vergangenen Wochen eine unglaubliche Zahl.

12.12 Uhr: „Es ist bekannt, dass der HSV mit Thomas Tuchel im Austausch steht. Meldungen zu einer Einigung mit ihm können wir nicht bestätigen.“ Das sendete HSV-Mediendirektor Jörn Wolf offiziell über den Kurznachrichtendienst Twitter. Es gab wohl viele Nachfragen. Über das nächste Spiel wollte kaum jemand etwas wissen.

Dabei stellen sich tatsächlich viele Fragen. Seit sechs Spielen ist der HSV sieglos, seit vier Spielen hat er das gegnerische Tor nicht mehr getroffen. Knäbel wird nun wohl versuchen, die Kreativität im Mittelfeld zu steigern. Lewis Holtby, Maximilian Beister sowie Rafael van der Vaart könnten in die Mannschaft kommen, Zoltan Stieber, Nicolai Müller und Ivo Ilicevic müssten dann weichen. Eventuell bekommt Pierre-Michel Lasogga eine Chance, Ivica Olic könnte dann über links angreifen. „Lasogga ist im Prinzip wieder bereit, 90 Minuten zu spielen“, berichtete Knäbel.

12.34 Uhr: Bei „Spiegel online“ äußert sich Thomas Tuchels Manager Lukas Meinking. „Die Meldung ist falsch. Es gibt Kontakte zwischen Thomas Tuchel und dem HSV, aber es wird in den kommenden Stunden oder Tagen keinen Abschluss geben. Es besteht nicht einmal eine mündliche Einigung.“

Alles zurück auf Los. HSV-Offizielle wollten sich nicht weiter äußern. Am Sonnabend kommt der VfL Wolfsburg.