Hamburg. Die Hamburg Panthers kämpfen am Sonnabend um die deutsche Futsal-Meisterschaft. Ein Sport, in dem die Ballkünstler unter sich sind

Mohamed Labiadh streichelt den Ball mit der Sohle. Einmal, zweimal, dreimal. Liebevoll wie einen vertrauten Freund. Plötzlich zieht er ihn scharf zurück und narrt den heranstürmenden Erdinc Örün mit einem eleganten Hackentrick. „33“, ruft Onur Saglam und grinst. Beim letzten Training der Hamburg Panthers vor dem Futsal-Finale um die deutsche Meisterschaft gegen Holzpfosten Schwerte an diesem Sonnabend (Enervie Arena, Hagen, 19 Uhr) beschleicht einen schon beim Kreisspiel zum Aufwärmen das Gefühl: Mancher Trick dieser Bezirks-, Landes- und Oberligakicker würde selbst Profispieler alt aussehen lassen. Wie eine an elastischen Fäden gezogene Kugel fliegt der kleine Futsal-Ball hin und her. Saglam zählt die Kontakte, bis ein Spieler aus der Mitte den Zauber mit einer Ballberührung unterbricht. 44 lautet schließlich der Tagesrekord.

Futsal ist eine der am stärksten boomenden Hallensportarten in Deutschland – und die Hamburg Panthers sind Deutschlands prominentester Vertreter. Ein Grätschenverbot und ein kleiner, schwerer Ball fordern bei dieser Hallenfußballvariante, die ohne Banden gespielt wird, stets die spielerische Lösung. 2012 und 2013 wurden die Panthers deutscher Meister und gewannen im Europapokal 2013 ihre Vorrundengruppe im finnischen Tampere. Erst in der Hauptrunde im lettischen Riga war Schluss. Ihre Spieler gelten als Artisten, als Unterhaltungskünstler, denen mit dem Ball mindestens die Anmut von Jay-Jay Okocha zuzutrauen ist. 435 Fans verfolgten das 4:3 nach Verlängerung im Viertelfinale in der Wandsbeker Sporthalle gegen den USC Münster, 700 das 6:3 im Halbfinale gegen Hohenstein-Ernstthal.

„Sicher wollen wir kreativ spielen. Unser Spiel sieht schön aus“, sagt Spielertrainer Onur Ulusoy (SC Vier- und Marschlande). Vor dreieinhalb Jahren gründete er die Hamburg Panthers, weil er sich beim „Team Yasar“ nicht mehr wohlfühlte. „Da passten die Charaktere nicht. Ich wollte mehr erreichen“, sagt Ulusoy. Gegen den von manchen Oberligatrainern kritisch erhobenen Einwand, sie seien „Schönspieler“, wehrt er sich allerdings. „Uns allen ist Disziplin wahnsinnig wichtig. Es gibt nur vier Feldspieler. Verteidigt einer nicht mit, fehlen 25 Prozent“, doziert er. Ulusoy klingt ein bisschen wie Jogi Löw, wenn dieser „högschde Konzentration“ einfordert. Beim Futsal habe er mehr über das Verteidigen gelernt als beim Fußball auf dem Feld. „Wir studieren wahnsinnig viel ein“, bestätigt Michael Meyer (TSV Sasel).

So läuft dann auch das Training. Laufwege, Blocken, versteckte Handzeichen – Ulusoy lässt alles haarklein einüben. Die grazil-anmutigen Bewegungen aller Spieler, das Tempo von Meyer, die Abschlussstärke von Stefan Winkel (SC Poppenbüttel), das technische Geschick von Labiadh (vereinslos), alles soll einem Zweck dienen, dem dritten Titel. „Bringen wir unsere Qualität auf den Platz, werden wir gewinnen“, sagt Ulusoy. „Über 2000 Fans werden da sein. Wir werden hinfahren, die Atmosphäre aufsaugen und die weghauen“, kündigt Labiadh an.

Danach soll die Tour nach Europa mindestens so lange dauern wie 2013. „Diesmal wollen wir in der Hauptrunde besser abschneiden“, sagt Ulusoy. Im Hintergrund spielen sich seine Jungs Pässe in atemberaubender Geschwindigkeit zu. Punktgenau. Jeder Fan wäre begeistert.