Henstedt-Ulzburg. Der frühere HSV-Handballer Matthias Karbowski bildet als Trainer des Zweitligisten Henstedt-Ulzburg Talente für die Hamburger aus.

Das Lokal, in dem das Treffen mit Matthias Karbowski stattfinden soll, hat nachmittags geschlossen, aber das ist kein Problem. Karbowski klopft an das Schaufenster des nebenan gelegenen Sportgeschäfts, „die Jungs kenne ich“, die Tür geht auf, und wir werden ins Büro geführt. Zwei Stühle, ein Tisch, mehr braucht es doch nicht, um sich ein bisschen zu unterhalten.

Henstedt-Ulzburg ist nicht die große Handballwelt mit ihren glitzernden Multifunktionsarenen und den Millionenetats, hier ist man bescheiden geblieben. Karbowski erscheint im schwarzen Kapuzenpullover mit der Nummer elf. Eine Hinterlassenschaft aus seiner Zeit als Spieler, es passt immer noch einwandfrei, aber Karbowski, 32, hat damit abgeschlossen. Seit Saisonbeginn ist der frühere HSV-Profi zusammen mit dem Tunesier Amen Gafsi für die Männer des SV Henstedt-Ulzburg in der Zweiten Bundesliga als Trainer verantwortlich.

„Ein Jahr aktiven Handball hätte ich mir schon noch vorstellen können“, sagt Karbowski. Doch als zu Saisonbeginn plötzlich ein neuer Trainer gebraucht wurde, sei die Wahl fast schon von selbst auf ihn gefallen. Die Einstellungsvoraussetzungen waren ja da. Mit Personalführung kennt sich Karbowski aus, er führt zwei Praxen für Physiotherapie. Die Theorie hat er sich in seinem Studium der Fitnessökonomie angeeignet. Und als Spielmacher, der er zuletzt war, sei er ohnehin „der verlängerte Arm des Trainers gewesen“.

So kommt es, dass Karbowski neuerdings wieder regelmäßig mit dem HSV zu tun hat. Die Bundesligamannschaft kooperiert mit den SVHU Frogs, Talente aus der U23 sollen dank einer Förderlizenz in der Zweiten Liga Spielpraxis bekommen, um es irgendwann in die Erste zu schaffen. Erst am Dienstag unterschrieb Felix Mehrkens einen Profivertrag beim HSV. Der 20 Jahre alte Linksaußen konnte sich mit herausragenden Leistungen in Henstedt-Ulzburg empfehlen.

Als Karbowski im Herbst 2002 vom TSV Ellerbek zum gerade gegründeten HSV wechselte, war er 19 und galt als großes Talent im rechten Rückraum. „Ein Traum ist in Erfüllung gegangen“, so ließ er sich damals vom Abendblatt zitieren, aber das war wohl nur eine dieser Aussagen, die die Medien hören wollen. Auch Mehrkens wird vom HSV mit genau diesem Satz zitiert.

Mit dem Abstand von 13 Jahren sagt Karbowski: „Handballprofi war nie mein Traumberuf.“ Von Ellerbek aus war die Bundesliga weit weg, sie habe ihn auch nie sonderlich interessiert, „man kannte eigentlich nur Thomas Knorr“. Und plötzlich spielte er selbst mit der einstigen Kieler Handballikone in einer Mannschaft. Wahrscheinlich hat er deshalb nie den ganz großen Durchbruch geschafft: Weil er sein Leben nie allein dem Sport verschreiben wollte. Auch dass er Handball immer mehr als Strategie- denn als Haudraufspiel begriffen habe, passte wohl nicht zu einer Profikarriere. „Eine schöne Saison“ habe er mit dem HSV gespielt, in Magdeburg gelangen dem Linkshänder einmal 16 Tore. Andere Bundesligisten waren interessiert, „aber dafür war ich zu heimatverbunden“. Stattdessen ging Karbowski Ende 2005 in die Zweite Liga, um in Studium und Beruf voranzukommen.

Jetzt scheint es, als könnte er als Trainer Versäumtes nachholen. Die Debütsaison verläuft sehr erfolgreich, sieben Spieltage vor Saisonende beträgt der Vorsprung des Aufsteigers auf die Abstiegsplätze vier Punkte. „Wir haben allen Grund, optimistisch zu sein“, sagt Matthias Karbowski. Im Sommer will er die Trainerlizenz erwerben. Sollte es aber für ihn irgendwann nicht mehr weitergehen beim SVHU, will er eher aufhören, als eine Karriere als Profitrainer anzustreben: „Dafür sind mir meine Familie mit drei Kindern und meine Betriebe viel zu wichtig.“