Hamburg.

Nach einer Viertelstunde streckte Nabil Toumi die fünf Finger seiner linken Hand hoch in die Luft. „Wenn wir so weitermachen, steht es in fünf Minuten 0:2“, rief der Trainer des Hansa-Landesligisten Harburger TB (HTB). Als seine Spieler ihm schuldbewusste Blicke zuwarfen, setzte Toumi nach. „Einstellung muss da sein. Und Leidenschaft. Sonst wird das nichts.“ Dann korrigierte Toumi sein 4-1-4-1 in ein 4-2-3-1 – und plötzlich war das Nachholspiel des HTB beim SC Schwarzenbek eine andere Partie. Kämpferisch und ab und an sogar mit feinen Spielzügen trat der Abstiegskandidat HTB nun auf und konnte die Schwarzenbeker Führung durch Christoph Bolz (6.) in der zweiten Hälfte ausgleichen. Kirill Schneider, mit einer Wadenverletzung ins Spiel gegangen, traf nach einem überragenden Solo von Jimmy Boateng, welches der Stürmer mit einer mustergültigen Vorlage garniert hatte (56.). Den verdienten Sieg verpasste der HTB mehrfach.

Nur sieben Punkte holte das Team in der Hinrunde. Der Fußball, den der große Traditionsclub und einzige Vertreter Harburgs in den zwei höchsten Amateurklassen in Hamburg bot, war so schlecht, dass eine zweistellige Punktzahl am Saisonende utopisch erschien. Doch 16 Punkte aus zehn Rückrundenpartien lassen den HTB auf das Wunder Klassenerhalt hoffen. „Wir waren in der Hinserie zu grün hinter den Ohren. Nun genießen wir jedes Spiel“, sagte Boateng und ärgerte sich „über zwei verlorene Punkte“. Das in der Winterpause geholte neue Innenverteidigerduo mit dem 38-jährigen Ex-Profi Erhan Albayrak (u. a. Arminia Bielefeld) und Thomas Hanke stabilisiert die Abwehr zudem deutlich. „Alle hatten uns abgeschrieben, aber wir spielen jetzt zu 200 Prozent besser. Das ist kein Zufall“, analysierte Toumi. Es fehlen nur noch zwei Punkte zum rettenden Ufer. Und wenn es trotzdem nicht reicht? „Das wäre kein Beinbruch“, so Angreifer Boateng. „Wir haben uns als Truppe gefunden und bleiben auch bei einem Abstieg zusammen.“