Amateurfußball Kamalow krönt mit 4:3 Spiel für die Geschichtsbücher, Pieper wechselt Elferhelden ein, Hamm gegen Ohe wird zur unendlichen Geschichte

Kamalow beendet den Wahnsinn. Im Oddset-Pokalviertelfinale empfing der SC Condor den SC Victoria zum Oberligaduell und zeigte vor 600 Zuschauern am Ostermontag einen tollen Pokalfight. Nach dem sensationellen 4:3 nach Verlängerung fehlten sogar dem sonst so schlagfertigen Condor-Trainer Christian Woike die Worte: „Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll!“ Condor führte bereits durch Carlos Flores (10.) und Kevin Mellmann mit 2:0 (63.), doch Benjamin Bambur hielt Victoria mit einem satten Schuss im Spiel (64.). In der Nachspielzeit der regulären 90 Minuten köpfte schließlich der mit nach vorne geeilte Vicky-Torhüter Tobias Grubba den 2:2-Ausgleich (90.+3).

„Danach waren wir eigentlich moralisch im Nachteil“, sagte Rafael Kamalow, der später zum Matchwinner avancierte. Doch zunächst stellte Schiedsrichter Kevin Rosin den Victorianer Rinik Carolus nach angeblicher Schwalbe mit Gelb-Rot vom Platz (96.), aber in Unterzahl gelang Dennis Thießen das 3:2 für die Gäste (101.). Kamalow glich für die Raubvögel wieder aus (105.+1), ehe Iscan Gökhan vom Elfmeterpunkt am Condor-Keeper Sascha Kleinschmidt scheiterte. In der 113. Minute erlöste Kamalow schließlich sein Team mit dem 4:3. Gegen neun Victorianer – Vincent Wacker sah Rot wegen groben Foulspiels (115.) – brachte Condor den Sieg über die Zeit und war der Star an diesem Tag. „Wir waren völlig platt, dann kam die Flanke von Kristoffer Laban, ich stehe zufällig richtig, und mir fällt der Ball auf den Kopf. Mehr kann ich zum 4:3 nicht sagen“, schilderte Kamalow seinen Siegtreffer. Für die Zuschauer war es ein tolles Fußballspiel, das wusste Kamalow auch so: „Es war sicher superspannend, von drau- ßen zuzugucken, und wir haben es unnötig spannend gemacht. Fast noch spannender als Elfmeterschießen.“

Eingewechselter Held. In der 119. Minute des packenden Oddset-Pokalviertelfinals zwischen Barmbek-Uhlenhorst (BU) und dem Niendorfer TSV vor 580 Fans hatte der Ex-Niendorfer und BU-Torwart Andre Tholen die Nase gestrichen voll. Tholen schimpfte auf seinen Trainer Frank Pieper, pfefferte seine Handschuhe auf den Rasen und verließ wutentbrannt den Platz. 2:2 stand es nach den Treffern von Ivan Sa Borges Dju (8.) und Adrian Sousa (25.) für Barmbek sowie den Niendorfer Toren durch Ebenzer Utz (42., FE) und Serhat Yapici (68.), da wechselte BU-Trainer Pieper Tholen aus, um fürs Elfmeterschießen Kaspars Plendiskis zu bringen. Der hielt die Strafstöße von Utz und Sepehr Nikroo und bescherte BU mit einem 6:4 nach Elfmeterschießen den Halbfinaleinzug. „Der Trainer hat wohl gesehen, dass ich neulich beim Üben nach dem Training noch ein paar Elfer gehalten habe“, sagte Plendiskis. „Ich verstehe, dass Andre sauer ist, er hätte die Dinger auch gehalten.“

Dass ausgerechnet Utz verschoss, der gegen Niklas Müller-Leitloff einen sehr zweifelhaften Strafstoß zum 1:2-Anschlusstreffer erhielt, ordnete Plendiskis als „ausgleichende Gerechtigkeit“ ein. Trainer Pieper zeigte dafür Verständnis für Tholen. „Der Wechsel war nicht abgesprochen. Ich hatte das im Urin. So was kann man nicht planen. Wir wollten einen Impuls setzen. An­dre muss sich nicht heute beruhigen. Wir können auch am Dienstag mitein­ander sprechen.“

Zwei Favoritensiege. Ebenfalls das Oddset-Pokalhalbfinale erreicht haben die Oberligisten FC Süderelbe und TSV Buchholz 08. Süderelbe siegte beim Kreisligisten Billstedt-Horn mit 11:2, Buchholz beim Kreisligisten Seestermühe mit 7:0.

Kein Aprilscherz. Überraschend abgesagt wurde vergangene Woche das Verfahren vor dem HFV-Verbandsgericht zur am 13. Februar abgesagten Partie der Landesliga Hansa zwischen Hamm United und Voran Ohe. Die Entscheidung soll nun im schriftlichen Verfahren ergehen. „Wir haben erst gedacht, das ist ein Aprilscherz vom Verband“, beschwerte sich Hamms Präsident Heinemann. „Einige Leute beider Vereine haben sich den Abend extra freigenommen, um vor Gericht zu erscheinen.“ Dies bestätigte Ohes Obmann Peter Bahr und stufte die kurzfristige Absage als „seltsam“ ein. Ob Ohe bei einer schriftlichen Bestätigung des erstin­stanzlichen Urteils eine mündliche Verhandlung beantragt, ist offen. Bahr: „Das müssen wir uns gut überlegen. Irgendwann muss das Theater auch mal zu Ende sein.“ Hamm hat derweil sein Angebot an Ohe, ebenfalls für ein Wiederholungsspiel zu plädieren, wieder aufleben lassen. „Unser Manager Jassi Huremovic dachte, Ohe klagt auf drei Punkte, aber das war nur ein Gerücht“, so Heinemann. „Wir stehen zu unserem Angebot.“

HSV II verliert weiter. Auch der bei Hamburgs U23 wieder installierte Trainer Rodolfo Cardoso konnte den Sturzflug des HSV II nicht aufhalten. Das 1:3 in Cloppenburg war die achte Niederlage im neunten Rückrundenspiel für die Rothosen. Der FC St. Pauli II siegte durch ein Tor von Profi-Leihgabe Ante Budimir mit 1:0 gegen FT Braunschweig.