Doha. Bundeswirtschaftsminister hat auf WM-Baustelle in Katar vorbei geschaut. Gabriel lobte Entwicklung - doch Schwachstellen fand er auch.

Bei einem Besuch im Emirat Katar hat Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) am Dienstag Anerkennung für Fortschritte des Landes im Umgang mit Gastarbeitern angemahnt. Katar habe „eine ganze Menge in die Wege geleitet“, um die Lage zu verbessern, sagte Gabriel am Ende seiner Reise durch die Golfregion laut einem Audiomitschnitt in Doha. Noch sei aber „bei Weitem nicht alles in Ordnung“.

Katar sorge etwa dafür, „dass sichergestellt ist, dass Löhne pünktlich ausgezahlt werden und dass man das auch überprüfen kann“, sagte Gabriel. Zudem solle das System des sogenannten Sponsorships verändert werden, in dem „der angeworbene Arbeitnehmer sehr, sehr stark in Abhängigkeit vom Arbeitgeber“ stehe. Zur Kontrolle der Regelungen solle mehr Personal eingestellt werden, sagte Gabriel.

Der Minister besuchte am Dienstag zunächst die Großbaustelle für den neuen Stadtteil Lusail City in Doha, wo auch ein Fußballstadion entstehen soll. Später traf er den Emir, Scheich Tamim bin Hamad al-Thani, und mehrere Minister. Unter anderem ging es um die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen, die Arbeitsbedingungen in Katar und regionale Entwicklungen. Zudem wurden Energiethemen diskutiert.

Die Arbeitsbedingungen in Katar stehen in der Kritik, seit dem Wüstenstaat die Fußballweltmeisterschaft im Jahr 2022 zuerkannt wurde. Jüngst kündigte das Land an, gesetzlich festzuschreiben, dass Arbeiter mindestens einmal im Monat bezahlt werden müssen. Neben der oftmals ausbleibenden Bezahlung kritisieren Aktivisten häufig, dass Arbeiter ihre Pässe abgeben müssen oder kein Ausreisevisum bekommen.

Bei seinem Gespräch mit dem Emir warb Gabriel am Dienstag nach eigenen Angaben für ein Zusammenhalten der Golfstaaten angesichts der internationalen Krisen. „Die Differenzen, die es innerhalb der Golfstaaten gibt“, müssten „aus unserer Sicht beseitigt werden“, sagte er laut dem vom Wirtschaftsministerium bereitgestellten Audiomitschnitt. Die Länder könnten „den Kampf gegen den Terror und Stabilität der Region nur gemeinschaftlich hinbekommen“.

Kritik zu Gabriels Besuch auf der Großbaustelle mit WM-Funktion kam von den Grünen in Deutschland. „Das ist typisch für Sigmar Gabriel, in Deutschland brüllte er noch laut wie ein Löwe, in Katar ist er nun handzahm wie eine Hauskatze“, erklärte Katrin Göring-Eckart, Chefin der Bundestagsfraktion. „Die Katar-Entscheidung war falsch, ist falsch, bleibt falsch“, ergänzte sie mit Blick auf die Fußball-WM.