Die Bezirksliga-Fußballer gewinnen mit 3:2 gegen den FC St. Pauli III zum Saisonstart in der Südstaffel, sind aber ärgerlich über den gesperrten Rasenplatz am Cranzer Estebogen.

Neuenfelde. Fast ein komplettes Fußballteam hatte im Sommer 2012 der SV Este 06/70 den Rücken gekehrt, als sich Trainer Muharrem Tan mit fast der gesamten Zweiten Herren dem FTSV Altenwerder anschloss. Von diesem personellen Aderlass hat sich der Verein bis heute nicht wirklich erholt. Zuletzt mussten mit Fabian Stahmer, der vor zwei Jahren zum Buxtehuder SV wechselte, und Torjäger Simon Stehr, der jetzt gemeinsam mit Stahmer für Eintracht Elbmarsch die Fußballstiefel schnürt (beide studieren in Lüneburg), zwei Leistungsträger ersetzt werden.

„Der Kader unserer Ligamannschaft besteht nur aus 20 Spielern. Das ist wenig genug“, bestätigte denn auch Ligaobmann Eckhard Bartels, dass die personelle Lage alles andere als rosig ist. „Großes Verletzungspech dürfen wir uns nicht leisten.“ Dafür läuft es sportlich ganz gut. In der ersten Runde des Oddset-Pokals schaltete der Bezirksligist den Landesliga-Aufsteiger Harburger TB mit 1:0 aus und hat jetzt gute Aussichten, gegen den Harburger Türksport in die dritte Pokalrunde einzuziehen. Auch im Saison-Eröffnungsspiel der Bezirksliga Süd gegen den FC St. Pauli III behielt Este 06/70 mit 3:2 (2:0) die Oberhand.

Bis zum Ende der Sommerferien darf Este 06/70 nicht auf dem frisch gesäten Rasenplatz am Cranzer Estebogen spielen. „Besonders ärgerlich ist, dass wir auch das Derby am übernächsten Wochenende gegen den TuS Finkenwerder wieder hier im Käfig austragen müssen“, schimpft Eckhard Bartels, „das Spiel gegen Finkenwerder ist das Saison-Highlight.“ Der Käfig, das ist der so eng von einem hohen Drahtzaun umrandete Grandplatz am Arp-Schnitger-Stieg, dass die Zuschauer von außerhalb dieser Abgrenzung dem Geschehen auf dem Platz mit Blick durch das Drahtgitter folgen müssen. Was die Heimmannschaft gegen FC St. Pauli III zu bieten hatte, konnte sich aber sehen lassen. Nach zwei Kopfballchancen auf beiden Seite hatte Mannschaftskapitän Hendrik Stahmer das 1:0 auf dem Fuß, doch der St. Pauli-Keeper konnte parieren.

Wenig später war es René Kremer, der nach feinem Zuspiel von Christian Pöppe den Führungstreffer erzielte. Quasi mit dem Pausenpfiff erhöhte Matthias Harms auf 2:0. „Bei 3:0 wäre ich jetzt beruhigt“, sagte Eckhard Bartels, der trotz der klaren Führung zu diesem Zeitpunkt noch nicht an den Sieg seiner Mannschaft glauben wollte, die in Abwesenheit ihres Trainers Rossen Atanassov (Urlaub) von Holger Wesselow betreut wurde, der nur zwei Auswechselspieler auf der Bank sitzen hatte. Mit Ömer Tiryaki, Rico Kremer (beide Urlaub) und dem verletzten Artur Sichwart fehlten gleich drei Stammspieler. In Zukunft wird der Trainer auch noch ohne den langen Innenverteidiger Arne Quast auskommen müssen, der für drei Jahre wegen eines Studiums ins Ausland geht.

Wie zu erwarten, kam St. Pauli III nach der Pause stärker auf, erhöhte das Tempo. Einmal konnte Este-Torhüter Koray Candan retten, dann musste er aber doch ein erstes Mal den Ball aus dem Netz holen. Kurz danach landete der Ball nach einem Kopfball an der Querlatte. Der Ausgleich für die Gäste lag in der Luft, doch wie aus dem Nichts war es dann der Zwillingsbruder des Torhüters, Eray Candan, der das 3:1 machte. Eine Chance – ein Tor, so die Este-Bilanz in den zweiten 45 Minuten. Der Anschlusstreffer für die Kiezkicker fiel erst mit dem Schlusspfiff. Zum Jubeln fehlte den Este-Fußballern danach die Kraft.

Este 06/70 will seine Heimspiele grundsätzlich am Sonnabend um 13 Uhr austragen. Eckhard Bartels: „Wir wollen den Mannschaftsgeist stärken. Erst zusammen Fußball spielen, dann gemeinsam Essen, danach Fußball im TV sehen und am Abend sollen alle Spieler frei haben.“ Große Angst um die Zukunft des Fußballs bei Este 06/70 hat Eckhard Bartels nicht. Trainer Rossen Atanassov sei auch nach zehn Jahren immer noch hoch motiviert. Gerade seinetwegen hielten viele Spieler zum Verein. Bartels: „Nur neue Leute zu gewinnen, ist für uns extrem schwierig. Wer will schon auf einem Grandplatz trainieren?“ Und ohne A-Jugend wird es auch noch ein paar Jahre dauern, bis Nachwuchs aus dem eigenen Verein rekrutiert werden kann.