Zum Auftakt der Kooperation zwischen Sauerland-Stall und Sat.1 verteidigt „King“ Arthur Abraham seinen WM-Titel

Hamburg. Ulli Wegners Fans müssen tapfer sein, wenn an diesem Sonnabend mit der Kooperation seines Arbeitgebers Sauerland mit Sat.1 eine „neue Ära für das Boxen in Deutschland“ (Promoter Kalle Sauerland) beginnt. Weil sich der Privatsender durch Werbung finanziert, müssen in den Rundenpausen Reklamespots gezeigt werden. Die markigen Motivationsansprachen, die Deutschlands 72 Jahre alten Dauer-„Boxtrainer des Jahres“ zum Kultstar der Fans gemacht haben, hören deshalb exklusiv nur dessen Athleten.

Als erster kommt Arthur Abraham in den Genuss. Der 34-Jährige verteidigt in der Berliner Max-Schmeling-Halle seinen WBO-WM-Titel im Supermittelgewicht gegen den Briten Paul Smith, den er bereits im September vergangenen Jahres deutlich nach Punkten besiegt hatte. Nur eingefleischte englische Fans waren der Meinung gewesen, man habe ihren Mann krass benachteiligt. Nun glauben die Engländer auch, dass das Wembley-Tor 1966 zu Recht gezählt hat, dennoch war ihr Protest laut genug, um den Rückkampf herbeizudiskutieren.

Und so musste sich Abraham in der Vorbereitung von seinem Coach in der Sportschule Kienbaum einschließen lassen, um fokussiert zu bleiben. Der gebürtige Armenier hat Motivationsprobleme, wenn er weiß, dass er einem Gegner überlegen ist, deshalb zieht die Ansetzung ihre Spannung vor allem aus der Frage, ob es Abraham gelingt, mit einem K.-o.-Sieg Diskussionen über Punktrichterurteile gar nicht erst aufkommen zu lassen. „Meine Fans werden mir die nötige Power geben. Ich tue alles für den K.o.“, sagt der Champion.

Mittelmäßig interessante Duelle wie das von der unabhängigen Fachseite boxrec.com nur mit drei von fünf Sternen bewertete Aufeinandertreffen Abrahams mit Smith sollen bei Sat.1 in Zukunft die Ausnahme bleiben. Während die ARD, die Ende 2014 ihre Zusammenarbeit mit Sauerland beendet hatte, und das 2010 beim inzwischen insolventen Hamburger Universum-Stall ausgestiegene ZDF mit zu vielen Durchschnittskämpfen für eine Übersättigung beim deutschen Boxfan gesorgt hatten, baut die Münchner Sendergruppe ihre Strategie auf zwei Säulen.

Der wahre Hauptkampf findet nach Abrahams Auftritt in Monte Carlo statt

Zum einen sollen Duelle deutscher Boxer für Topquoten sorgen. Ein Kampf zwischen Abraham und Exweltmeister Felix Sturm war bereits als Eröffnungskracher angedacht, kam aber aufgrund der Geburt von Sturms zweitem Kind nicht zustande. Da der Kölner jedoch ebenfalls mit Sat.1 kooperiert, soll es im Herbst so weit sein. Zum anderen setzt der Sender auf Highlightkämpfe mit in Deutschland bekannten Weltstars. So wird der wahre Hauptkampf am Sonnabend nicht von 22.30 Uhr an aus Berlin übertragen, sondern im Anschluss aus Monte Carlo. Dort verteidigt WBA-Superchampion Gennady Golovkin seinen Mittelgewichtstitel gegen den Briten Martin Murray. Der 32 Jahre alte Kasache war von 2006 bis 2009 beim Universum-Stall unter Vertrag. Das ZDF hatte damals kein Interesse daran, ihn dem breiten Publikum vorzuführen. Mittlerweile ist der Mann ein Weltstar, der in den USA Millionen verdient.

Mit dem Paket Abraham/Golovkin hält Sat.1-Geschäftsführer Zeljko Karajica „einen Marktanteil von bis zu 25 Prozent für möglich“. Bei sechs geplanten Kampfabenden pro Jahr wäre ein solcher Quotenerfolg notwendig, um die letzte TV-Bastion, die das Profiboxen in Deutschland noch besitzt, dauerhaft zu festigen. Und Wegners Fans müssen sich auch nicht grämen. Die besten Sprüche des Coaches werden als Aufzeichnung gesendet, auf ran.de ist man in den Pausen sogar live dabei.