Arne Gabius, Vizeeuropameister über 5000 Meter, startet jetzt für das Laufteam Haspa Marathon

Stuttgart. Arne Gabius feuerte schon als Siebenjähriger die Läufer des Hamburger Marathons an. Alljährlich stand er mit seiner Familie in der City Nord an der Strecke, nahe der HEW, wo sein Vater Rainer arbeitete. „Mein erster Kontakt zum Laufen kam durch den Marathon in Hamburg“, erzählt der 33-Jährige. Einmal, 2002, nahm er selbst teil, allerdings nur als Tempomacher; er ging am Hafen raus. Und dann hat er noch eine Anekdote parat: Mehrmals versorgte der studierte Mediziner als Sanitäter des Reuten Kreuzes die ausgepowerten Läufer an der Alster.

Inzwischen ist der Mittel- und Langstreckenläufer Gabius selbst Marathoni. Und was für einer: Bei seinem Debüt in Frankfurt rannte er am 26. Oktober 2014 eine 2:09:32, die viertbeste Zeit der ewigen deutschen Bestenliste. Daraufhin baggerte ihn der Hamburger Veranstalter Frank Thaleiser an und sorgte dafür, dass der verlorene Sohn heimkehrt, der von 2005 bis 2014 für die LAV Tübingen startete.

Am 26. April wird Gabius mit seinem neuen Verein LT Haspa Marathon in Hamburg in der Staffel antreten. „Für mich beginnt mit dem Marathon ein neuer Abschnitt, und es war nur eine logische Konsequenz, wieder nach Hamburg zu gehen. Ich kenne die Leichtathletikszene hier aus dem Effeff.“ Zu den Gründen, weshalb er 2004 wegzog, sagt er: „Ich bin weggegangen wegen des Studiums und wegen der besseren Laufgruppe. Die Hamburger Leichtathletik war damals sehr schlecht aufgestellt. 2008 kam dann Frank Thaleiser in die Szene. Der Marathon steht wieder gut da, da wurden neue Konzepte erarbeitet, und das tut Hamburgs Leichtathletik gut.“ Einen Umzug nach Hamburg plant Gabius aber vorerst nicht.

„Meine Freundin Anne ist Anwältin und hat in Stuttgart gerade einen Job bekommen.“ Ohnehin sei er dauernd unterwegs. Vor zwei Wochen war er mal wieder in Kenia im Höhentrainingslager, in drei Wochen geht’s zum Halbmarathon nach New York, anschließend trainiert er in den USA, dann fliegt er zurück nach Kenia und im Sommer für mehrere Wochen nach St. Moritz. Über seine Wettkampfplanung 2015 sagt er, dass er sich einen Start bei der Leichtathletik-WM im August offen lässt.

„Wenn, würde ich in Peking nur die 10.000 Meter laufen“, sagt der Vizeeuropameister über 5000 Meter von 2012. Sein Saisonhighlight soll ein Herbstmarathon ein: „Frankfurt kommt wieder infrage, aber Berlin hat die schnellste Strecke der Welt.“ Das Fernziel ist der olympische Marathon 2016 in Rio: „Und zwar nicht nur um daran teilzunehmen, sondern um dort auch meine Schnelligkeit auszuspielen.“

Gabius lässt sich nicht in die Schublade „Nur noch Marathonläufer“ stecken: „Ich bin Langstreckenläufer. Ich bin überzeugt, dass ich auch noch auf der Bahn einen deutschen Rekord brechen kann. Die Schnelligkeit ist nicht weg.“ Das bewies er, als er jüngst in Düsseldorf den deutschen Hallenrekord über 5000 Meter verbesserte. Zugleich genießt er das größere Prestige als Marathoni: „Auf der Straße liegt bekanntlich das Geld. Und die Wertschätzung des Athleten ist größer. Die Veranstalter sind glücklich, wenn man dabei ist."

Seit seiner Trennung 2011 von Olympiasieger Dieter Baumann ist Gabius sein eigener Coach, als Berater unterstützt ihn die italienische Trainerlegende Renato Canova. Zeit, nebenher als Arzt zu praktizieren, hat er nicht. „Ich trainiere zwei bis drei Mal am Tag. Ich bin voll ausgelastet mit dem Laufen.“ Gabius ist seit 19 Jahren Vegetarier, Apfelschorle ist sein Lieblingsgetränk, er hegt und pflegt seinen Körper. Seit er 1996 mit Leistungssport begann, musste er nur einmal zwei Wochen wegen eines Muskelfaserisses pausieren. Das ist mit ein Grund für seine Leistungsexplosion heute. Gedanken ans Karriereende verschwendet Gabius nicht. Er erinnert an seinen Freund Bernard Lagat (USA), der mit 40 Jahren kürzlich drei Weltrekorde auf der Bahn aufstellte. „Ich genieße jeden Trainingslauf. Mir gefällt mein Leben, so wie es ist. Ich sehe nicht ein, übers Aufhören nachdenken zu müssen.“