UHC-Hockeydamen wollen sich in Litauen für das nationale Halbfinalaus entschädigen

Hamburg. Den engen Terminplan, der keine Zeit lässt, um Erfolge gebührend zu feiern, haben Hockeyspieler oft verdammt. Manchmal aber ist es gut, dass Höhepunkt auf Höhepunkt folgt; nämlich dann, wenn man dadurch die Chance hat, ein Versagen schnell vergessen zu machen. Claas Henkel hofft auf genau diesen Effekt, wenn er an diesem Wochenende mit den Bundesligadamen des Uhlenhorster HC im litauischen Siauliai zum Hallen-Europapokal der Landesmeister antritt.

„Versagen ist ein zu hartes Wort“, sagt der Cheftrainer zwar, wenn er an den 31. Januar denkt, den Tag, an dem im Halbfinale der deutschen Meisterschaften in Berlin der Traum von der erfolgreichen Titelverteidigung mit einem 4:7 gegen den Düsseldorfer HC platzte. Den kollektiven Blackout seines Teams zu erklären, in dem bis auf Torjägerin Lisa Altenburg niemand auch nur annähernd seine Normalform erreichte, habe einige Tage gedauert. „Nach dem Spiel war ich auch ratlos, aber in vielen Gesprächen haben wir die Gründe gefunden“, sagt der 35-Jährige.

Der 9:2-Sieg sieben Tage zuvor im Viertelfinale gegen München habe unterbewusst dazu geführt, dass man sich zu sicher gefühlt habe. „Obwohl wir immer wieder darauf hingewiesen haben, war die Mannschaft nicht auf die Wucht eingestellt, mit der Düsseldorf attackierte. Wenn man dann schnell 0:3 zurückliegt und der gesamte Matchplan über den Haufen geworfen ist, ist es sehr schwer, sich noch einmal völlig neu aufzustellen. Das ist uns leider nicht gelungen“, sagt Henkel. Dazu kam, dass in der Vorbereitung auf die Endrunde eine Grippewelle einen geordneten Trainingsbetrieb unmöglich machte. „Die Woche vor Berlin war die erste Woche der Saison, in der das Training nicht optimal lief. Darunter hat die Stimmung gelitten, auch wenn das keine Ausrede sein darf“, sagt der Coach. Die „komische Vorahnung“, von der viele Spielerinnen nach dem Halbfinalaus berichtet hatten, sei damit jedoch erklärbar.

Berlin ist Vergangenheit. In Litauen solle der Beweis dafür erfolgen, dass die vergebene Titelchance keinerlei negative Auswirkungen auf Motivation und Selbstvertrauen hatte. Auch wenn Henkel sagt: „Der Europapokal ist nicht dafür gedacht, eine Scharte auszuwetzen. Wir freuen uns einfach, dass wir die Chance haben, ihn erstmals in der Vereinsgeschichte gewinnen zu können.“ Dass das jedoch ebenso kein Selbstgänger werden wird wie die nationale Titelverteidigung, sollte jedem nach der Hallen-WM in Leipzig klar sein, bei der erstmals beide deutschen Teams die Goldmedaille verpassten. Zum Auftakt am Freitag warten mit Ukraine-Champion MSC Sumchanka (10.30 Uhr) und Niederlands Meister HC s’Hertogenbosch (16.40 Uhr) echte Brocken, die Partie gegen Englands Titelträger Reading HC (Sa., 9.30 Uhr) scheint noch die einfachste Aufgabe zu sein.

„Dass die Spitze im Hallenhockey breiter geworden ist, wissen wir. Dafür hat nicht zuletzt Hockey 5 gesorgt“, spielt der UHC-Chefcoach auf das international eingeführte Spielsystem mit nur noch vier statt fünf Feldspielern an, das nur in der Bundesliga nicht umgesetzt wird. Während der gesamten Hallensaison habe er immer wieder Hockey 5 üben lassen, „deshalb sind wir gut vorbereitet“. Während Altenburg, die sich vor der WM das Syndesmoseband riss, und Nationalmannschafts-Kapitänin Katharina Otte (grippaler Infekt) die Reise in den Osten nicht mit antraten, hat Henkel auf der Trainerbank ungewöhnliche Unterstützung. Weil alle UHC-Coaches mit weiblichen Jugendteams um die deutsche Meisterschaft kämpfen, ist Carsten Alisch, 37, vom Ligakonkurrenten Eintracht Braunschweig als Co-Trainer dabei. Das gibt es auch nur im Hockey.