Der Keeper vom Club an der Alster kann 2016 in Rio seinen Olympiatraum verwirklichen

Leipzig. Sollte Felix Reuß einst Vater werden, dann wird er dank seines Sports immerhin in einer Disziplin von seinem Nachwuchs nicht zu schlagen sein. Die Geschwindigkeit, mit der der 23-Jährige auch am Freitag im Gruppenfinale bei der Hallenhockey-WM gegen Australien (9:4) durch den Schusskreis krabbelte, um sich den Gegnern entgegenzuwerfen, beeindruckt. Reuß, der im vergangenen Sommer von Uhlenhorst Mülheim zum Club an der Alster gewechselt war, ist ein mitspielender Torhüter der Extraklasse, während sich sein Kontrahent Tobias Walter vom Hamburger Lokalrivalen Harvestehuder THC eher durch seine Reflexe auf der Linie hervortut.

In Leipzig verteilt Bundestrainer Stefan Kermas die Spielanteile unter seinen Schlussmännern bislang paritätisch. In den drei mittäglichen Gruppenspielen durfte Reuß ran, die beiden Abendmatches bestritt Walter. Im Viertelfinale an diesem Sonnabend (12 Uhr) gegen die Schweiz ändert sich diese Routine zwar, dann könne Walter beweisen, „dass er auch früh aufstehen kann“, sagt Kermas. Dennoch soll sich keiner der beiden als gesetzt betrachten können. „Ich möchte, dass beide Spielpraxis haben, weil ich beiden absolut vertraue“, sagt der Bundestrainer.

Reuß, in Rosenheim geboren und als 16-Jähriger in Nürnberg ins Bundesligageschehen geworfen, kennt derlei Konkurrenzkampf aus dem Verein. Dort muss er sich seit Saisonbeginn gegen den früheren Nationaltorwart Tim Jessulat behaupten, der aus beruflichen Gründen kürzer treten muss, seinen Platz allerdings nicht kampflos räumen wollte. „Dennoch haben wir ein sehr gutes Verhältnis. Tim unterstützt mich sehr, und ich helfe ihm, wenn er spielt. Und mit Tobi ist das in der Nationalmannschaft ähnlich“, sagt Reuß.

Der 197 cm lange Keeper ist selbstbewusst genug, um Konkurrenz nicht als Bedrohung, sondern als Bereicherung anzusehen. Auf dem Feld hat er mit Nico Jacobi vom Uhlenhorster HC einen bislang noch übermächtigen Mann vor sich. Sein Ziel, 2016 für Deutschland bei den Olympischen Spielen in Rio im Tor zu stehen, hält er dennoch für realistisch. Es könnte seine einzige Olympiachance sein, denn von 2017 an wird der Wirtschaftsingenieur voraussichtlich bei der Lufthansa eine Pilotenausbildung beginnen. Überflieger im Hockeytor zu sein wäre damit nicht vereinbar.