Die Landesliga-Fußballer des SC Sperber bereiteten sich bei Profikämpfern auf die Rückrunde vor

Hamburg. Wüsste man es nicht besser, man könnte Mike Breitmeier glatt für einen Urmenschen halten. Mit hochrotem Kopf schlägt der bärtige 44-jährige mittels eines Holzknüppels auf einen alten Reifen ein und schreit. „Blankenese!“, brüllt der Trainer des SC Sperber. „Pinneberg! Eidelstedt!“ Seine Botschaft: Der SC Sperber will die Konkurrenz in der Rückrunde der Landesliga Hammonia das Fürchten lehren.

Der Traditionsklub vom Heubergredder, nach der Hinrunde auf einem Abstiegsplatz mit vier Punkten Rückstand zum rettenden Ufer, kämpft um den Klassenerhalt. Um Trainer Breitmeier zu helfen, hatte Sperber-Manager Jens Stümpel zwei Dinge: eine Idee und gute Kontakte. So organisierte er dem Team eine Trainingseinheit mit Boxprofi Alexander Dimitrenko und Wrestler Karsten Kretschmer in dessen Nordisch Fight Club, dem früheren Universum Gym in Wandsbek. „Wir wollen den Jungs zeigen: So hart kann man kämpfen“, sagt Stümpel.

Bessere Vorbilder hätte er kaum finden können. Dimitrenko geriet zunächst „in der Ukraine ein bisschen auf die schiefe Bahn“, wie er heute sagt, kam 2001 als 19-Jähriger nach Deutschland und wurde 2010 Europameister im Schwergewicht. Inspiriert von seinen Erfahrungen gründete er den Verein „Box Dich Durch“, der sozial schwache Jugendliche fördert. Kretschmer kennt Alles-oder-nichts-Situationen. Als er seinen 2010 errungenen WM-Titel 2012 verlor, schwor der heute 39-jährige, ihn sich 2013 zurückzuholen – oder seine Karriere zu beenden. Kretschmer siegte und steht immer noch im Ring.

Trotzdem: Als die 16 Spieler des SC Sperber, angeführt von Coach Breitmeier, in ihren grünen Fußballtrikots die Halle betreten, sind die Mitglieder im Nordisch Fight Club skeptisch. Landesliga-Fußballer, die zweimal die Woche trainieren? Große Chancen, das Pensum durchzuhalten, räumen sie ihnen nicht ein. Anfangs scheint es, als würden sie recht behalten. Nach dem umfangreichen Aufwärmprogramm (unter anderem 200 Hampelmänner) müssen die Spieler richtig durchpusten. Doch nachdem Dimitrenko und Kretschmer eine Box- und eine Wrestling-Gruppe gebildet haben, zeigt sich der Stolz der Fußballer. Verbissen stemmt Mathias Bach immer wieder eine schwere Hantel, eisern probiert Co-Trainer Tommy Reiher, bekannt aus der RTL-Serie „Die Bachelorette“, einen Kopfstand. Im dritten Anlauf klappt es. Torwart Sven Lund erringt im Wrestling-Showkampf gegen Kretschmers 24-jährigen Zögling Veit Müller gar ein starkes Remis.

Die Profiboxer Kretschmer und Dimitrenko sind von den Spielern erstaunt

Und immer wieder tönen Dimitrenkos und Kretschmers Stimmen laut und motivierend durch die Halle. Am Schluss sind alle geschafft, aber glücklich. Breitmeier und Stümpel sind sich einig: „Das war super fürs Teambuilding.“ Mittelfeldspieler Bach sieht das auch so, droht dem Manager jedoch Rache an: „Ich hatte vorher eine große Klappe und kann jetzt keinen Kugelschreiber mehr heben. Die Einheit kriegt unser Manager zurück“, sagt Bach und lächelt mit letzten Kräften.

Das größte Lob erhält die Mannschaft jedoch von Kretschmer und Dimitrenko. „Die sind fitter, als ich dachte. Sie haben einen großen Willen“, sagt Dimitrenko. Kretschmer schließt sich an und ruft Reiher ein „Viel Glück für euren Kampf“ hinterher. Der Punktspielauftakt bei TBS Pinneberg am 15. Februar kann kommen.